Bösartige Kopf-Hals-Tumoren

Unter Kopf-Hals-Tumoren verstehen wir im Allgemeinen bösartige Neubildungen im Rachen (Pharynx), am Kehlkopf (Larynx), in der Mundhöhle sowie an den Lippen. In Deutschland liegen bösartige Kopf-Hals-Tumoren mit circa 20.000 Neuerkrankungen pro Jahr auf Platz vier der häufigsten Krebserkrankungen. Bösartige Tumoren in den Speicheldrüsen, den Nasennebenhöhlen und der Nase sowie der Schilddrüse sind seltener.

Risikofaktoren

Risikofaktoren für die Entstehung einer bösartigen Tumorerkrankung im Kopf-Hals-Bereich sind insbesondere Nikotin- und Alkoholkonsum und fehlende Mundhygiene. Neuere Untersuchungen zeigen zudem einen Zusammenhang mit einer Infektion mit dem humanen Papillomvirus (HPV).

Symptome

Häufig werden bösartige Krebserkrankungen erst im fortgeschrittenen Tumorstadium erkannt, da die Symptome erst spät auftreten oder lange ignoriert werden. Ausnahme bilden hier Tumoren am Kehlkopf, die sich frühzeitig durch Heiserkeit bemerkbar machen. Weitere unspezifische Symptome sind Schluckbeschwerden, Atemnot, Schwellungen am Hals oder blutiger Auswurf. Zudem könnte beispielsweise eine einseitig behinderte Nasenatmung ein Zeichen einer bösartigen Erkrankung sein.

Diagnostik

Am Anfang der Diagnostik steht immer die körperliche Untersuchung (HNO-ärztliche Spiegeluntersuchung). Hieran können sich einige Untersuchungen anschließen. Bildgebende Verfahren (CT, MRT, Sonografie) erweitern die Diagnostik. Bei Tumorverdacht wird eine diagnostische Panendoskopie (Spiegelung der oberen Luft- und Speisewege) durchgeführt. Hierbei wird die Tumorausdehnung bestimmt sowie eine Gewebeprobe des verdächtigen Gewebes entnommen. Meist wird anschließend eine stationäre Überwachung von zwei Tagen notwendig.

Nach Eingang des endgültigen Gewebeergebnisses (Histologie) wird unter Zusammenschau aller Untersuchungsergebnisse ein sogenanntes Tumorstadium erarbeitet. Dieses teilt Krebserkrankungen nach international anerkannten Kriterien in vier Stadien ein.

Therapie

Grundsätzlich gibt es keine allgemeingültige Aussage über die Behandlung einzelner Tumorerkrankungen. Ebenso sind die Heilungschancen je nach Ausgangsbefund sehr unterschiedlich. Die Therapiestrategie ist immer eine Einzelfallentscheidung. Ausschlaggebend sind die Ausbreitung des Tumors sowie die persönlichen gesundheitlichen Voraussetzungen des Patienten. Generell gibt es drei Säulen der Therapie. Hierzu zählen die chirurgische Therapie, medikamentöse Verfahren sowie die Strahlentherapie. Häufig wird eine Kombination der Verfahren angewendet.

Vor Therapiebeginn erarbeiten wir in einer interdisziplinären Tumorkonferenz, bei der ein Expertenteam aus HNO-Ärzte, Strahlentherapeuten sowie Onkologen zusammenkommt, ein Therapiekonzept und besprechen Alternativen. Diese erläutern wir dem Patienten und seinen Angehörigen in der Folge ausführlich. Anschließend legen wir eine Behandlungsstrategie fest.

In der operativen Therapie entfernen wir den Tumor nach Möglichkeit im Ganzen und unter Einhaltung eines Sicherheitsabstandes. Hierbei kommen hochauflösende Mikroskope, transorale Laserverfahren oder konventionelle Operationsmethoden (offene Operationstechnik) zum Einsatz. Je nach Tumorstadium erfolgt zusätzlich die ein- oder beidseitige Entfernung der Lymphknoten ("Filterstationen") des Halses.

Bei sehr ausgeprägten Befunden ist manchmal ein vorübergehender Luftröhrenschnitt oder die Anlage einer Ernährungssonde notwendig. Im Rahmen des Funktionserhaltes bei ausgeprägten Operationen stehen aufwendige plastische Verfahren zur Rekonstruktion zur Verfügung. Je nach Tumorstadium schließt sich an die Operation eine Bestrahlung oder eine Kombination aus Bestrahlung und medikamentöser Verfahren (Chemotherapie) an.

In Abhängigkeit von Befundausdehnung, Gesundheitszustand und Wunsch des Patienten können wir auch nicht-operative Verfahren durchführen. In der Regel kommt eine Kombination aus Bestrahlung und Chemotherapie (simultane Radiochemotherapie) oder Immuntherapie zum Einsatz. Die Bestrahlung läuft in aller Regel über einen Zeitraum von circa sechs Wochen. In der klassischen Chemotherapie kommen meist platinhaltige Medikamente zum Einsatz.

Die Immuntherapie stellt einen relativ neuen Ansatz der Tumortherapie dar. Hierbei werden Medikamente gegen Teile der Oberfläche der Tumorzellen angewendet. Sie können das Wachstum gezielt verzögern oder gar aufhalten. In allen Fällen besprechen wir alle Möglichkeiten hinreichend mit Ihnen. Unser Team steht Ihnen für Fragen Ihrerseits jederzeit zur Verfügung.

Prognose

Eine generelle Aussage über die Prognose einer Krebserkrankung im Kopf-Hals-Bereich können wir nicht treffen. Im Allgemeinen ist diese stark abhängig von der Tumorausdehnung sowie der Lokalisation. Zudem sind Absiedlungen in den Lymphknoten des Halses ein wichtiger Prognosefaktor. Durch moderne Therapieverfahren können viele Krebserkrankungen geheilt oder zumindest auf Jahre zurückgedrängt werden. Entscheidend ist die frühzeitige Erkennung und eine zeitnahe Behandlung. Wir bieten Betroffenen modernste Behandlungsmöglichkeiten mit hoher Qualität. Zudem können sie sich auf unseren maximalen Einsatz verlassen.

Nachsorge

Nach abgeschlossener Behandlung einer Krebserkrankung ist eine engmaschige Nachsorge sehr wichtig. Hierzu zählen neben den regelmäßigen Vorstellungen bei unseren niedergelassenen Kollegen, mit denen wir eng zusammenarbeiten, auch regelmäßige Kontrollen in unserer Abteilung. Hierbei führen wir sowohl körperliche Untersuchungen auch bildgebende Verfahren durch. In regelmäßigen Abständen wird zudem eine Panendoskopie mit Gewebeentnahme empfohlen. Über einen Zeitraum von fünf Jahren werden die Intervalle zwischen den Untersuchungen bei unauffälligen Befunden immer länger.