Das therapeutische Konzept unserer Klinik zur Hernienversorgung und damit zur Wiederherstellung einer intakten Bauchwand berücksichtigt die aktuellen internationalen Leitlinien. Wann immer möglich und sinnvoll werden gewebeschonende minimal-invasive Operationstechniken eingesetzt. Es gilt stets, ein auf den jeweiligen Patienten abgestimmtes individuelles Behandlungskonzept zu erstellen (Tailored approach = maßgeschneiderter Ansatz).

Zu unserer Philosophie gehört es, dass Kunststoffnetze zur Gewebeverstärkung wann immer möglich in die Bauchwand und nicht in die Bauchhöhle implantiert werden sollten. Nur so ist zu gewährleisten, dass das Netz nicht mit den Organen des Bauchraumes, insbesondere den Darmschlingen in Kontakt kommt, was folgenschwere Verwachsungen zur Folge haben kann. Im Folgenden wollen wir die am häufigsten durchgeführten Operationstechniken kurz erläutern.

TAPP

Für die weitaus am häufigsten vorkommenden Hernien, die Leistenhernien (75 Prozent aller Brüche), erfolgt in unserer Klinik in der Regel eine laparoskopische Hernienversorgung mit Netzverstärkung. TAPP ist die Abkürzung für transabdominal präperitoneal. Das heißt, der Zugang zum Bruch findet über eine Bauchspiegelung mit sehr kleinen Schnitten statt (transabdominal) und das Netz wird vor das Bauchfell (Peritoneum), also in der Bauchwand, platziert. Die implantierten Netze sind leichtgewichtig, großporig, sehr gut gewebeverträglich (Fluorkunststoff PVDF, ohne Zusatzstoffe) und zur idealen Platzierung dreidimensional geformt.

Mit dieser besonders nervenschonenden Technik können alle Bruchpforten der Leistenregion sicher erkannt und versorgt werden, inklusive der über ein offenes Vorgehen (zum Beispiel OP nach Lichtenstein) nur schwer zugänglichen Schenkelhernie. Gegebenenfalls kann mittels TAPP auch ein zusätzlich bestehender Bruch auf der anderen Seite in einer Operation mitversorgt werden. Dies ist möglich ohne zusätzlichen Hautschnitt und ohne eine Verlängerung des stationären Aufenthaltes oder der anschließenden Arbeitsunfähigkeit.

Von der TAPP-Technik profitieren insbesondere junge Patienten (nervenschonend), Patienten mit beidseitigen Brüchen, Frauen (hoher Anteil von Schenkelhernien) und Patienten mit einem erneuten Bruch nach offener Voroperation.

Lichtenstein

Die Operation nach Lichtenstein ist eine OP-Technik zur Versorgung von Leistenhernien mittels Netzimplantation über einen offenen Zugang. Die Lichtenstein-OP kommt dann zum Einsatz, wenn eine TAPP aufgrund eines erhöhten Komplikationsrisikos nicht sinnvoll ist. Dies ist zum Beispiel der Fall bei sehr großen Brüchen, die bis in den Hodensack reichen und dort fixiert sind oder bei Voroperationen im kleinen Becken (zum Beispiel nach einer Entfernung der Prostata aufgrund eines Krebsleidens oder nach offenen Gefäßoperation im Becken).

Shouldice/Nahtverfahren

Die Operation nach Shouldice ist ein Nahtverfahren zur Versorgung von Leistenhernien. Diese Technik weist die besten Ergebnisse von allen Nahtverfahren auf, ist den Netzverfahren jedoch unterlegen aufgrund der erhöhten Rezidivrate (erneuter Bruch an gleicher Stelle). Außerdem ist die Methode aufgrund der erforderlichen Fasziendopplung nicht spannungsfrei und deshalb schmerzhafter.

Nahtverfahren werden in der Versorgung von Leistenhernien beim Erwachsenen nur noch sehr selten angewandt. Falls bei einer eingeklemmten Hernie eine Entzündung der Bauchdecke oder des Bauchraumes vorliegt, kann es erforderlich sein auf ein Nahtverfahren zurückzugreifen, um eine Netzinfektion zu vermeiden.

Bei sehr kleinen Nabelhernien kann eine Versorgung durch alleinige Naht der Bruchpforte ausreichend sein. Voraussetzung für eine dauerhafte Sanierung ist, dass keine zusätzlichen Risikofaktoren bestehen, die einen Wiederholungsbruch begünstigen (zum Beispiel eine Rektusdiastase oder eine höhergradige Adipositas).

Sublay-Technik

Sublay heißt übersetzt "unterlegen" und bezieht sich auf die Position des implantierten Netzes in Bezug auf die gerade Bauchmuskulatur. Das Netz wird bei dieser offenen Operation in die Schicht direkt unterhalb der geraden Bachmuskulatur und vor dem hinteren Blatt der Rektusscheide (einer Hülle aus Sehnenplatten, die die Muskulatur umschließt) platziert. Dies ist die ideale Position des Netzes zur Versorgung von Hernien im Bereich der Mittellinie der Bauchdecke (zum Beispiel bei größeren Nabelhernien oder bei Narbenhernien).

Bei sehr großen Hernien kann dieses Operationsverfahren mit anderen Techniken kombiniert werden, um die Bauchdecke zu rekonstruieren, zum Beispiel einer Komponentenseparation (Separation der Muskelschichten der Bauchdecke) oder einer intraabdominalen Bauchdeckendehnung (AWEX = Abdominal Wall Expanding System).

eMILOS

"eMILOS" steht für "endoskopisch assistierte Mini or Less Open Sublay" und ist eine Weiterentwickung der offenen Sublay-Technik. Über einen kleinen Schnitt wird der Bruch in der Bauchwand dargestellt. Anschließend erfolgt die endoskopisch unterstützte Präparation des Raumes hinter der geraden Bauchmuskulatur für das zu implantierende Netz.

Dieses Operationsverfahren kombiniert die Vorteile der offenen Sublay-Technik (ideale Netzlage in der Bauchwand ohne Kontakt zu den Organen in der Bauchhöhle) mit der niedrigen Rate an Wundheilungsstörungen der laparoskopischen IPOM-Technik (bei welcher das Netz allerdings im Bauchraum platziert wird). Die eMILOS-Technik ist unser Standardverfahren zur Versorgung größerer Nabelhernien, Nabelhernien mit gleichzeitig bestehender Rektusdiastase und zur Versorgung von kleinen bis mittelgroßen Narbenhernien.