Prof. Treib: Zecken können überall lauern, nicht nur am Waldrand oder im Wald, sondern auch in Grünanlagen, Parks oder im eigenen Garten. Der beste Schutz vor Zecken ist geschlossene Kleidung mit langen Hosen, festen Schuhen und langen Ärmeln. Diese Maßnahmen machen es den Tieren schwerer, auch wenn sie Infektionen nicht zu 100 Prozent verhindern können.
Dr. Wössner: Wichtig ist es, sich nach einem Aufenthalt im Freien, zum Beispiel nach Spaziergängen, nach Zecken abzusuchen. Besonders häufig sind Zecken in den Bereichen Kniekehle, Ellenbeuge, Bauchnabel und Leistengegend sowie Haaransatz, Achseln und Ohren zu finden.
Prof. Treib: Das Absuchen ist deshalb so wichtig, da sich die Zecken oft ein wenig Zeit lassen, bis sie die richtige Stelle zum Stechen gefunden haben. Auch nach dem Stich werden die Borreliose-Erreger langsam über viele Stunden übertragen. Deshalb kann ein frühes Erkennen und Entfernen der Zecke das Risiko für die Krankheitsübertragung deutlich senken.
Dr. Wössner: Dann sollte die Zecke so schnell wie möglich entfernt werden. Wichtig ist es, dabei den Zeckenleib nicht zu quetschen, da der Zeckeninhalt ansonsten in den Körper gelangt. Auch sollten keine Klebstoffe, kein Öl oder ähnliches aufgetragen werden. Vielmehr sollte die Zecke gerade oder leicht gedreht herausgezogen werden. Hierzu eignen sich Zeckenzangen, Zeckenkarten oder ähnliches.
Prof. Treib: Wenn der Kopf der Zecke in der Haut stecken bleibt, ist dies zunächst kein Grund zur Panik. Die Erreger der Borreliose sitzen vorwiegend im Darm der Zecke, sodass der Übertragungsmechanismus nach dem Entfernen des Zeckenkörpers gestoppt wird. Der Kopf der Zecke wirkt in der Haut aber wie ein Fremdkörper und sollte daher auch entfernt werden.
Dr. Wössner: Wenn es zu einem Zeckenbiss gekommen ist und die Zecke vollständig entfernt wurde, sind vor allem die nächsten ein bis zwei Wochen entscheidend. In dieser Zeit sollte die Einstichstelle gut beobachtet werden. Falls sich im Verlauf eine Hautrötung zeigt, die sich ausbreitet und größer als ein Zwei-Euro-Stück ist, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Dann handelt es sich möglicherweise um eine Wanderröte – das erste Stadium einer Borreliose-Erkrankung. Diese wird in der Regel mit Antibiotika behandelt. Eine kleinere punktförmige Rötung, vergleichbar mit einem normalen Mückenstich, ist meist harmlos.
Prof. Treib: Bei einem kleinen Teil der Erkrankten kann es nach Wochen oder Monaten zu einer Ausbreitung des Borreliose-Erregers ins Nervensystem oder in andere Körperteile, zum Beispiel die Gelenke, kommen. Dies ist allerdings nur bei einem kleinen Prozentsatz der Fall.
Dr. Wössner: Die Diagnose und Behandlung der schwerer Erkrankten ist schwieriger und sollte Spezialisten vorbehalten sein. Das Internet ist diesbezüglich oft ein schlechter Ratgeber, da hier teilweise Therapieempfehlungen kursieren, die selbst Schaden anrichten können.
Prof. Treib: Sehr viel seltener und regional begrenzt, aber deutschlandweit auf dem Vormarsch ist die zweite von Zecken übertragene Erkrankung: die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).
Dr. Wössner: In Deutschland treten die meisten FSME-Fälle in Bayern und Baden-Württemberg auf. Allerdings verändern sich die Gebiete und Landkreise jedes Jahr etwas. In Rheinland-Pfalz ist vor allem der Landkreis Birkenfeld betroffen. Hier gilt auch eine entsprechende Impfempfehlung für Menschen, die sich im Freien aufhalten oder dorthin reisen. Dasselbe gilt auch für die Risikogebiete in Bayern und Baden-Württemberg sowie im Süden Hessens. Der Saar-Pfalz-Kreis gehört ebenfalls zu den FSME-Risikogebieten.
Prof. Treib: Ja, die gibt es. Die FSME-Impfung ist insofern relevant, als es nach Ausbruch der Erkrankung keine wirksame kausale Therapie gibt, die den Erreger eliminiert. Daher ist gerade bei der FSME die Vorbeugung mit der entsprechenden Impfung wichtig. Weitere Informationen zu Zeckenerkrankungen gibt es auf der Internetseite des Robert-Koch-Instituts.