Sie kann alles, was eine gebärende Frau auch kann: Sie kann reden, schreien, husten, pressen; sie weist sogar Vitalzeichen wie Atmung, Blutdruck und Puls auf. Die Geburtssimulationspuppe Jenny, die samt zugehöriger Babypuppe seit Juni im Westpfalz-Klinikum Kaiserslautern im Einsatz ist, ermöglicht es Anästhesisten, Gynäkologen, Hebammen und Kinderärzten, sich noch besser auf verschiedenste Geburtsszenarien vorzubereiten.
Von der normalen Geburt über den Kaiserschnitt bis hin zur Notfallsituation - in interdisziplinären Trainings können die Teams alles durchspielen. „Hauptaugenmerk liegt auf der Kommunikation und der Interaktion“, sagt Michael Kinn, Geschäftsführender Oberarzt der Klinik für Anästhesie, Intensiv-, Notfallmedizin und Schmerztherapie 1. Ziel ist es, dass die Übungsteilnehmer auch auf Geburtskomplikationen optimal vorbereitet sind und im Ernstfall eine bestmögliche Patientenversorgung gewährleisten können.
Kunstblut und Fruchtwasser tragen dazu bei, dass die Teammitglieder bereits nach wenigen Minuten das Gefühl haben, sich in einer realen Situation zu befinden. Dabei werden sie vom Ausbilder über einen Laptop im Nebenraum beobachtet. Bei Bedarf schaltet er sich zu oder variiert die Szenen. Komplikationen wie zum Beispiel Krampfanfälle steigern den Stressfaktor. „Es ist sinnvoll, auch das zu trainieren“, sagt Kinn. Das Trainingsniveau kann je nach Lernbedürfnis und -ziel für einzelne Teilnehmer sowie Teams individuell angepasst werden.
Ein Vorteil der Simulationspuppe Jenny sieht Assistenzarzt Heiko Hoffmann aus der Klinik für Anästhesie, der für die Organisation der interdisziplinären Übungen verantwortlich ist, darin, dass mit ihr auch Anfänger angstfrei erste Erfahrungen in der Geburtshilfe sammeln können. „Bislang war das nur an der realen Patientin unter der Supervision von Oberärzten oder erfahrenen Fachärzten möglich“, sagt er.
Das Westpfalz-Klinikum ist eines von wenigen Krankenhäusern in Deutschland, berichtet der Chefarzt der Klinik für Anästhesie, Prof. Dr. med. Stefan Hofer, das die Möglichkeit des fachübergreifenden Geburtshilfetrainings mit einem Simulationstrainer anbietet. Projektbezogene Landesmittel haben die Anschaffung der 60.000 Euro teuren Sim Mom samt Equipment möglich gemacht. Der Simulator trägt dazu bei, im Bereich der Geburten und der Hochrisikogeburten im Perinatalzentrum Level 1 ein hohes Qualitätsniveau sicherzustellen.
Wenn es nach Hoffmann geht, sollen die Übungen mit Jenny künftig verstärkt in den Krankenhausalltag eingebunden werden. Die Geburtssimulationen sollen dann nicht mehr nur im eigens dafür eingerichteten Übungsraum stattfinden. „Ziel ist, auch ohne Ankündigung im Kreißsaal oder im OP zu trainieren, um die Abläufe zu verinnerlichen“, sagt er.