Die 22 Monate alte Paulina Mathilde ist ein kleiner Wirbelwind. Eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen derzeit: Klettern. Paulina klettert auf Stühle, Tische und Bänke. Da halten ihre Eltern Benedikt (45) und Nadine Baron (43) schon manchmal die Luft an. Außerdem liebt sie es, mit ihrem großen Bruder Johannes Fußball zu spielen. „Paulina schießt schon genauso fest wie ich“, sagt der Sechsjährige. Dass Paulina so durch ihr Leben wirbelt, ist für Familie Baron nicht selbstverständlich. Hatte sie doch einen sehr holprigen Start ins Leben.
Als sie am 16. Februar 2018 im Westpfalz-Klinikum Kaiserslautern zur Welt kam, wog sie gerade einmal 680 Gramm. Viel zu wenig für die 33. Schwangerschaftswoche. „Sie war schon sehr klein“, erinnert sich Kathrin Fritsche, Oberärztin in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und Leiterin der Neonatologie im Perinatalzentrum Level 1, die die Familie betreute. „Es war nicht absehbar, wie sie sich entwickeln würde.“ Doch die Neonatologin machte den Eltern Mut, die schon seit der Mitte der Schwangerschaft wussten, dass die Entwicklung ihres Babys nicht so war, wie sie sein sollte. „Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie sie mir die Hand auf die Schulter legte und sagte: Wir schaffen das“, sagt Benedikt Baron. Das hat ihm viel bedeutet.
Die Wochen und Monate nach Paulinas Geburt waren für die Eltern sehr herausfordernd. Die Angst war ihr ständiger Begleiter. Immer wieder setzte der Herzschlag des Babys aus, immer wieder ging der Alarm am Inkubator los. Dass das bei einem Frühchen normal ist, mussten Benedikt und Nadine Baron erst lernen. „Wir haben in dieser Zeit einfach funktioniert. Erst danach haben wir gemerkt, wie leer unser Akku war“, sagt der Vater. Die Eltern halfen mit, wo es ging, um die Entwicklung ihrer frühgeborenen Tochter zu fördern.
Da Nähe und Wärme dabei besonders wichtig sind, „känguruhten“ sie viel mit ihr. Dabei darf das unbekleidete Baby auf der nackten Brust von Mama oder Papa kuscheln. Benedikt Baron nutzte die Zeit auf der Intensivstation auch, um Paulina vorzulesen. „Momo, Pippi Langstrumpf, Räuber Hotzenplotz – ich habe ihr die gesamte Kinderliteratur vorgelesen“, erzählt er. „Die Stimme ist wichtig für die Hirnentwicklung. Das Gehirn reift dann besser nach“, erläutert Kathrin Fritsche.
Während Benedikt und Nadine Baron in der Elternwohnung des Westpfalz-Klinikums untergebracht waren und viel Zeit mit Paulina verbrachten, kümmerte sich zu Hause in Kusel oft die Oma um Johannes. Auch für ihn war die Zeit nach Paulinas Geburt schwierig. Denn er hatte zwar eine Schwester bekommen, doch er durfte sie nicht sehen. Erst als Kathrin Fritsche zwei Wochen nach der Geburt für ihn eine Ausnahme machte, nannte er seine Schwester bei ihrem Namen: Paulina Mathilde – die kleine Kämpferin. „Ich erinnere mich noch genau an den Tag, als ich hier hergekommen bin“, sagt Johannes.
Insgesamt verbrachten die Barons elf Wochen in der Kinderklinik des Westpfalz-Klinikums – erst auf der Intensivstation, dann auf der Normalstation. In dieser Zeit war jede Flasche, die Paulina trank, jedes Gramm, das sie zunahm, ein Erfolg. „Wir waren immer erleichtert, wenn wir hörten: Es sieht gut aus“, sagt Nadine Baron. Mit einem Gewicht von 2000 Gramm wurde Paulina schließlich Pfingsten 2018 entlassen. „Es war die pure Freude, als wir sie mit nach Hause nehmen durften“, sagt die Mutter.
Beim Übergang von der Rundumversorgung der Klinik ins Kinderzimmer zu Hause wurde die Familie durch die Mitarbeiter der Sozialmedizinischen Nachsorge unterstützt. Auch wenn der Frühstart ihres Babys die vielleicht schwierigste Erfahrung ihres Lebens war, blicken Benedikt und Nadine Baron heute voll Dankbarkeit auf die Zeit im Krankenhaus zurück. „Wir sind hier sehr gut begleitet worden“, sagt Benedikt Baron. „Auch als Eltern haben wir uns hier gut behütet gefühlt.“ Entgegen ihrer Befürchtungen, das Schlimmste könnte passieren, bereichert heute ein kleiner Wirbelwind ihr Leben. Schon bald feiert Paulina Mathilde ihren zweiten Geburtstag.