Regine Heuschkel: Viele Frauen scheuen sich davor, den eigenen Körper, die eigene Brust zu untersuchen. Sie haben Angst, dass sie etwas entdecken könnten, was da nicht hingehört. Andere Frauen begründen es damit, dass sie gesundes von krankhaftem Gewebe nicht unterscheiden können, und überlassen die Brustuntersuchung dann lieber dem Frauenarzt. Doch die routinemäßige Krebsvorsorge beim Frauenarzt findet nur alle sechs bis zwölf Monate statt. Empfohlen wird aber, dass Frauen ihre Brust einmal im Monat abtasten, um so früh wie möglich Veränderungen festzustellen. Hinzu kommt, dass sich ein Frauenarzt bei der Krebsvorsorge-Routine keine 20 Minuten für die Brustuntersuchung nehmen kann. Pro Brust sollte die Selbstuntersuchung circa 10 Minuten dauern. Frauen, die einmal gelernt haben, wie die Brust richtig abgetastet wird, fühlen sich sicherer und haben eine positivere Grundeinstellung zu ihrer eigenen Brust.
Ilona Held: Wir haben uns für das Konzept von MammaCare entschieden. Wissenschaftliche Studien belegen, dass die Frauen die Selbstuntersuchung dann am besten durchführen können, wenn sie nach diesem dreistufigen Konzept angelernt werden. Zunächst bekommen die Frauen theoretisches Wissen rund um die Brust und die Vorsorge vermittelt. Danach können sie an einem Modell ihren Tastsinn schulen, um Knoten zu erfühlen und die Tastmethode von MammaCare zu trainieren. Im dritten Schritt wenden sie die erlernte Methode unter Anleitung von geschulten MammaCare-Trainern an der eigenen Brust an. So können sie das in Zukunft auch bequem zu Hause tun.
Regine Heuschkel: Ja, genau! Die Kurse finden im Weiterbildungszentrum statt und dauern circa zwei Stunden. Wir laden alle Frauen jeden Alters herzlich dazu ein! Da wir jeder Kursteilnehmerin persönlich Hilfestellung geben, sind es kleine Gruppen – vier Teilnehmerinnen pro Trainerin. Wenn die Nachfrage da ist, kommen wir zu zweit und unterrichten dann insgesamt acht Frauen. Dadurch dass unsere Gruppen so klein sind, ist es eine sehr private Veranstaltung mit einer ganz besonderen Atmosphäre. Scham oder Berührungsängste verschwinden ganz schnell. Ilona Held: Wir unterrichten schon seit zehn Jahren nach diesem Konzept und freuen uns, dass sogar niedergelassene Ärzte Frauen zu uns schicken. Sie wissen, wie wichtig eine gründliche Selbstuntersuchung in der Früherkennung von Brustkrebs ist. In mehr als 80 Prozent der Fälle wird ein Knoten beim Abtasten erkannt. In so frühen Stadien sind die Heilungschancen extrem gut.
Regine Heuschkel: Ganz wichtig ist die Tatsache, dass nicht jeder Knoten auch automatisch bösartig ist. Vier von fünf Knoten sind völlig harmlos. Und wenn in unserem Kurs eine Frau tatsächlich etwas ertastet, lassen wir sie nicht alleine. Noch am gleichen Abend gehen wir in die gynäkologische Ambulanz und machen eine Ultraschalluntersuchung und/oder machen einen Termin für weiterführende Untersuchungen bei uns.
Regine Heuschkel: Der Kurs kostet regulär 35 Euro. Manche Krankenkassen, wie die DAK Gesundheit oder die BKK Pfaff, übernehmen die Kosten. Man sollte seine Krankenkasse unbedingt vorher wegen einer möglichen Kostenübernahme anfragen.
Regine Heuschkel: Vor der Periode ist die Brust durch Wassereinlagerungen etwas berührungsempfindlicher. Daher sollte man erst zwischen dem 3. und 5. Tag nach Beginn der Periode die Selbstuntersuchung vornehmen. Frauen, die aufgrund der Wechseljahre keine Periode mehr bekommen, suchen sich einen Tag im Monat aus und wiederholen die Brustuntersuchung jeden Monat, immer am selben Tag. 20 Minuten sind in unserer hektischen Zeit schon lange. Ist man berufstätig und hat Familie und Kinder, liest man in dieser Zeit vielleicht eher ein Buch oder schaut fern. Ilona Held: Klar, man muss sich die Zeit dafür nehmen. Aber lieber nimmt man sich einmal im Monat 20 Minuten für seinen Körper Zeit und nimmt das Thema Brustkrebsvorsorge selbst in die Hand, als dass man das Risiko einer unentdeckten Brutkrebserkrankung eingeht und dann sechs Monate die Behandlung, Bestrahlung, Chemo und OP über sich ergehen lassen muss. Von der Angst und dem seelischen Druck, den man in solch einem Fall erleidet, ganz zu schweigen.
Ilona Held
Breast-Care-Nurse und MammaCare-Trainerin
Telefon 0631 203-1467
iheld@westpfalz-klinikum.de
Regine Heuschkel
Breast-Care-Nurse und MammaCare-Trainerin
Telefon 0631 203-1467
rheuschkel@westpfalz-klinikum.de