Implantierbare Hörsysteme
Cochlea-Implantat (CI)
Bei fehlenden oder beschädigten Sinneszellen (Haarzellen) in der Cochlea entsteht eine Schallempfindungsschwerhörigkeit. Diese Art der Schwerhörigkeit bleibt in der Regel dauerhaft bestehen. Der Grad der Schallempfindungsschwerhörigkeit, die auch als Innenohrschwerhörigkeit bezeichnet wird, reicht von leicht über mittel und schwer bis hin zu hochgradig. Eine leichte bis schwere Schallempfindungsschwerhörigkeit kann häufig mit Hörgeräten oder einem Mittelohr-Implantat behandelt werden. Bei schwerer oder hochgradiger Schwerhörigkeit empfiehlt sich in vielen Fällen die Verwendung eines Cochlea-Implantats (CI).
Wir funktioniert das CI-System?
Das Cochlea-Implantat stimuliert elektrisch die Nervenfasern in der Cochlea. So kann ihr Träger Töne hören. Die meisten Nutzer können damit Musik genießen oder sich auch in geräuschvollen Umgebungen erfolgreich an Unterhaltungen beteiligen. Ein CI-System besteht aus zwei Teilen: dem extern getragenen Audioprozessor und dem internen Cochlea-Implantat. Der Audioprozessor wird hinter dem Ohr oder sogar frei vom Ohr getragen. Das Cochlea-Implantat wird bei einem chirurgischen Eingriff direkt unter der Haut platziert.
Wie läuft die Cochlea-Implantation ab?
Der chirurgische Eingriff dauert normalerweise zwischen einer und drei Stunden und wird unter Vollnarkose durchgeführt. Die Risiken dieser Operation sind gering und mit anderen chirurgischen Eingriffen am Ohr vergleichbar. Die Patienten können meist am nächsten Tag schon wieder aufstehen. Etwa vier Wochen nach der Implantation des Cochlea-Implantats wird der Audioprozessor angepasst und aktiviert.
Vibrant-Soundbridge (MED-EL)
Ein Mittelohr-Implantatsystem wie die Soundbridge kann eine Alternative zu konventionellen Hörgeräten sein. Sie ist für Menschen mit leichten bis schweren Innenohrhörverlust sowie Schallleitungs- und kombiniertem Hörverlust geeignet, die keine konventionelle Hörgeräte verwenden können oder damit unzufrieden sind und keinen ausreichenden Nutzen daraus ziehen. Dies ist häufig bei einem bleibenden Hörverlust nach Mittelohroperationen der Fall. Aber auch wenn Hörgeräte aufgrund einer chronischen Gehörgangsentzündung nicht getragen werden können.
Wie funktioniert die Soundbridge?
Im Unterschied zu einem Hörgerät, das Schallsignale lediglich lauter macht, wandelt die Soundbridge die Schallsignale aus der Umgebung in mechanische Schwingungen um. Diese mechanische Energie stimuliert über einen Floating Mass Transducer (FMT) direkt die Strukturen des Mittelohrs. Dadurch können auch hohe Töne außergewöhnlich gut wahrgenommen werden.
Wie läuft die Implantation der Soundbridge ab?
Bei einer ein- bis zwei Stunden dauernden Operation wird die interne Komponente der Soundbridge hinter dem Ohr, direkt unter der Haut, implantiert. Der FMT wird dabei an einer beweglichen Struktur des Mittelohrs, zum Beispiel an einem Gehörknöchelchen, fixiert. Etwa acht Wochen nach der Implantation der Soundbridge wird der externe Audioprozessor individuell angepasst und aktiviert.
Knochenleitungshörgerät Bonebrigde (MED-EL)
Die Bonebridge ist das weltweit erste aktive Knochenleitungsimplantat-System. Es ist für Personen geeignet, bei denen der Schall nicht den natürlichen Weg über das Außen- und das Mittelohr zum Innenohr nehmen kann. Dies ist bei Menschen mit einem bleibenden Hörverlust nach Mittelohroperationen, bei Fehlbildungen oder allgemein bei Schallleitungs- oder kombiniertem Hörverlust der Fall.
Wie funktioniert die Bonebridge?
Mit der Bonebridge wird der Schall mittels Knochenleitung direkt zum Innenohr übertragen. Dort wird der Schall wie normaler Klang verarbeitet.
Wie läuft die Implantation der Bonebridge ab?
Bei einer circa einstündigen Operation wird die interne Komponente der Bonebridge hinter dem Ohr, direkt unter der Haut, implantiert. Etwa zwei bis vier Wochen nach der Implantation wird der externe Audioprozessor individuell angepasst und aktiviert.
Knochenverankertes Hörgerät (BAHA)
Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen Schallleitungsstörung und Schallempfindungsstörung. Bei der Schallempfindungsschwerhörigkeit ist das Hörorgan, Schnecke oder Cochlea genannt, durch chronische Lärmbelastung, Medikamente, genetische Faktoren oder altersbedingt beeinträchtigt. Diese Art der Hörminderung können wir durch ein Luftleitungsgerät behandeln, das im oder hinter dem Ohr angebracht wird und das den Schall verstärkt, der auf das Trommelfell trifft.
Anders verhält es sich bei Personen mit einer Schallleitungsschwerhörigkeit. Hier besteht das Problem darin, dass der Schalleitungsapparat nicht richtig funktioniert. Das heißt, dass die beweglichen, schallleitenden Teile des Mittelohres (Trommelfell, Hammer, Amboss und Steigbügel) durch Erkrankungen wie chronische Mittelohrinfektionen, Tubenbelüftungsstörungen, Knochenvereiterungen (Cholesteatom), Versteifung (Otosklerose) oder andere Defekte den Schall nicht ausreichend ins Innenohr weiterleiten.
Dadurch bedingt ist eine Versorgung mit einem gewöhnlichen Hörgerät, das den Schall, der auf das Trommelfell trifft, lediglich verstärkt, nicht ausreichend oder gar nicht möglich. Bleiben mikrochirurgische Maßnahmen, diese Störungen des Schallleitungsapparates zu beheben, ohne Erfolg, kommt ein Knochenleitungsgerät als Therapiemöglichkeit in Frage.
Wie funktionieren knochenverankerte Hörgeräte?
Knochenleitungshörgeräte leiten den Schall über den Schädelknochen ins Innenohr und umgehen den Schallleitungsapparat. Dementsprechend müssen sie fest mit dem Knochen in Verbindung stehen. Konventionelle Knochenleitungsgeräte müssen mit einem bestimmten Druck auf die Kopfhaut angepresst werden. Das kann zu Druckstellen und Kopfschmerzen führen. Beim knochenverankerten Hörgerät (BAHA) können wir diese Probleme durch eine direkt im Knochen implantierte Titanschraube umgehen.
Wie wird das BAHA-Gerät im Knochen verankert?
Nach einer Knochenbohrung im Schädelknochen hinter dem Ohr wird die Titanschraube von drei bis vier Millimetern Länge im Schädelknochen hinter dem Ohr platziert. Danach erfolgt eine Ausdünnung und Enthaarung der umgebenden Haut, um Taschenbildungen und Hautbewegungen um das Implantat zu vermeiden. Schlussendlich ragt ein Aufsatz durch die Haut nach außen, der am Ende der OP auf das eigentliche Titanimplantat geschraubt wird.
Das Knochenleitungshörgerät sollte erst nach einer Einheilungszeit von etwa zwei Monaten zum Einsatz kommen. Dieses wird dann einfach mit der fest implantierten Titanschraube verbunden. Bei bestehender Schallleitungsschwerhörigkeit im Erwachsenenalter kann die Versorgung mittels BAHA grundsätzlich jederzeit vorgenommen werden. Bei Kindern kann die Umstellung von einem konventionellem Knochenleitungsgerät (Knochenleitungsbrille) auf ein knochenverankertes Hörgerät ab dem dritten Lebensjahr erfolgen. Die Kostenübernahme für die Versorgung mit einem BAHA-Gerät muss bei der Krankenkasse beantragt werden und wird in der Regel von dieser auch übernommen.