Bandscheibenerkrankung der Halswirbelsäule
Typisches Beschwerdebild einer Bandscheiben-Erkrankung der Halswirbelsäule ist ein Nackenschmerz ohne Ausstrahlung in Ober- und Unterarme mit einer begleitenden muskulären Fehlfunktion. Ursächlich ist ein altersabhängiger Verschleiß vor allem der Bandscheibe, daneben jedoch auch der Wirbelkörperabschlussplatten (Osteochondrose) und der Zwischenwirbelgelenke (Spondylarthrose).
Neben Nackenschmerz kann es zu einer Schmerzausstrahlung in die Schulterregion, den Hals und das Hinterhaupt kommen. Schluckbeschwerden, Atemnot, Schwindel, Benommenheit, Ohrgeräusche und Gesichtsschmerz können weitere Symptome der Bandscheibenerkrankung sein. Abzugrenzen sind Erkrankungen der Schulter und des Innenohrs und neurologische Erkrankungen.
Bei der Mehrzahl der Betroffenen kann durch eine konservative Therapie eine ausreichende Besserung der Symptome erzielt werden. Nach drei Monaten einer solchen, aus Krankengymnastik, Schmerztherapie, Entspannungsverfahren und Verhaltenstherapie bestehenden Therapie sind circa 30 Prozent der Patienten beschwerdefrei, 50 Prozent deutlich gebessert und nur 20 Prozent unverändert oder verschlechtert. Wichtig dabei ist, dass die Halswirbelsäule nicht längerfristig ruhiggestellt wird (z. B. mittels einer Halskrause).
Bei Versagen der konservativen Therapie kann eine Operation in Erwägung gezogen werden, zum Beispiel durch eine von vorne durchgeführte Entfernung der Bandscheibe (Nukleotomie) mit anschließender Stabilisierungsoperation oder durch den Einbau einer Bandscheiben-Endoprothese.
Nervenwurzel-Reizung der Halswirbelsäule
Diese Nervenwurzel-Reizung (zervikale Radikulopathie) ist durch Nackenschmerzen gekennzeichnet, oft in Kombination mit Armschmerzen (Brachialgien) und ggf. auch Lähmungen (Paresen), Gefühlsstörungen (Dysästhesien) oder Missempfindungen (Parästhesien). Gehäuft treten diese Beschwerden im 6. Lebensjahrzehnt auf.
Ursächlich ist ein Verschleiß des Bewegungssegments, das heißt der Bandscheibe, der Wirbelkörperabschlussplatten und der zugehörigen Zwischenwirbelgelenke, überwiegend in Höhe des Zwischenwirbelraums zwischen dem fünften und sechsten (C5/C6) und dem sechsten und siebten (C6/C7) Halswirbel. Folge ist eine neuroforaminale Enge, das heißt eine Einengung der Nervenwurzel im Bereich des seitlichen Nervenaustrittskanals (Neuroforamen). Wichtig ist eine Abgrenzung gegenüber peripheren Nervenengpass-Syndromem, zum Beispiel dem Karpaltunnel-Syndrom und gegenüber Beschwerden bei Erkrankungen der Schulter.
Vergleichbar zur Bandscheibenerkrankung ist bei chronischen Schmerzen eine interventionelle oder eine multimodale konservative Therapie mit Krankengymnastik, Schmerzmittelgabe, Entspannungstechniken, Verhaltenstherapie und Schmerzbewältigungsprogrammen sinnvoll.
Beim Vorliegen funktionell bedeutsamer Lähmungen und nicht ausreichend beherrschbaren Schmerzen ist die mikrochirurgische Entfernung der Bandscheibe (Nukleotomie) mit Erweiterung des Neuroforamens (Neuroforaminotomie) und damit Entlastung der bedrängten Nervenwurzel (Neurolyse) indiziert. Ergänzt wird diese Maßnahme entweder durch eine Versteifung des betroffenen Bandscheibenfaches oder durch das Einbringen einer Bandscheibenprothese. Bei weit seitlich gelegenen Bandscheibenvorfällen ist alternativ auch eine von rückenseitig (dorsal) durchgeführte Entlastung der Nervenwurzel ohne Versteifungsoperation möglich (Foraminotomie nach Frykholm).
Wirbelkanalverengung der Halswirbelsäule
Eine Einengung der Weite des Wirbelkanals der Halswirbelsäule auf unter 13 Millimeter (relative Stenose) beziehungsweise 10 Millimeter (absolute Stenose) kann zu einer Rückenmarkschädigung (zervikale spondylotische Myelopathie) führen. Dies kann zu einem gestörten Gangbild, Verschmächtigungen und Lähmungen der Handmuskeln mit Störungen der Feinmotorik, zu Lähmungen der Arme und Beine und zu Störungen der Blasen- und Mastdarmfunktion führen.
Neben Röntgenaufnahmen und der Kernspintomografie (MRT) ist bei Patienten mit diesem Krankheitsbild eine neurologische Funktionsdiagnostik (Elektrophysiologie) wichtig, da sie eine Aussage zum Schädigungsgrad des Rückenmarks ermöglicht.
Eine Kombinationstherapie, bestehend aus Schmerzmittelgabe und Muskelrelaxanzien, Krankengymnastik und physikalischer Therapie ist bei geringer Funktionsstörung, einem höheren Lebensalter und einer fehlenden bzw. nur geringen Zunahme der Symptome indiziert.
Neben der rasch zunehmenden Querschnittsymptomatik ist bei Zunahme einer Gangstörung, einer deutlichen Feinmotorikstörung der Hände und einer Blasenentleerungsstörung die operative Entlastung des Wirbelkanals indiziert. Ziel der Operation ist es dann, den eingetretenen klinischen Zustand zu stabilisieren und eine weitere Verschlechterung zu verhindern. Infrage kommen sowohl von vorne (ventral) als auch von rückenseitig (dorsal) durchgeführte entlastende und stabilisierende Operationsverfahren.