Lungenheilkunde
Erkrankungen der Lunge und der Brustorgane
Asthma bronchiale
Bei Asthma bronchiale handelt es sich um eine anfallsweise auftretende Atemnot. Diese ist bedingt durch eine variable und reversible Verengung der Bronchien (Luftröhrenäste), die durch eine Entzündung sowie eine Hyperreaktivität (Überempfindlichkeit) verursacht wird.
Asthma bronchiale ist die häufigste chronische Erkrankung im Kindes- und Jugendalter. Das Erstmanifestationsalter liegt meist in den ersten 5 Lebensjahren (70 Prozent der Fälle). Das Geschlechterverhältnis "Jungen zu Mädchen" beträgt 2 zu 1. Bei den erwachsenen Asthmatikern sind Frauen in der Mehrzahl.
Das allergische Asthma beginnt überwiegend im Kindesalter. Das Maximum des Auftretens liegt zwischen dem 8. und 12. Lebensjahr. Das nicht-allergische Asthma tritt erst im mittleren Alter auf (> 40 Jahre). Bei den über 45-Jährigen ist das Infekt-Asthma am häufigsten. Allergie-Asthma tritt häufiger im Frühsommer (Blütenstaub) und Herbst (Hausstaub) auf.
Die Krankheitshäufigkeit (Prävalenz) liegt bei 10 bis 15 Prozent der Kinder und bei circa 5 bis 7 Prozent der Erwachsenen weltweit. Die Prävalenz ist in Schottland und Neuseeland am höchsten und in Osteuropa und Asien niedriger.
Die Krankheit tritt häufig chronisch-persistierend auf. Im Jugendalter treten in 40 bis 80 Prozent der Fälle Spontan-Remissionen (Besserung bzw. Beschwerdefreiheit) auf. Mit zunehmenden Alter allerdings sinken die Chancen auf eine Spontan-Remission. Die Atemwege der Betroffenen bleiben ein Leben lang anfällig.
Für die Diagnose, Prognose und Therapie ist die Feststellung, ob ein allergisches oder nicht-allergisches Asthma zugrunde liegt von entscheidender Bedeutung. Und auch der Entzündungsmechanismus spielt eine große Rolle.
Als Schwerpunktpraxis beraten wir Sie gerne bezüglich diagnostischer und therapeutischer Verfahren. Außerdem zeigen wir Ihnen Möglichkeiten auf, dieser Erkrankung und den Folgeerkrankungen vorzubeugen. Selbstverständlich bieten wir in unserem MVZ zusätzlich das Disease Management Programm (DMP) der Krankenkassen für obstruktive Atemwegserkrankungen an. Neben Patientenschulungen zu der Erkrankung erfolgen regelmäßige Kontrolltermine zur Beurteilung des Krankheitsverlaufs und etwaiger Therapieanpassung.
Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
Die Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (chronic obstrukctive pulmonary disease) ist eine chronische und fortschreitende Erkrankung der Atemwege. Sie zählt zu den häufigsten Erkrankungen weltweit. In Deutschland sind etwa 8 bis 12 Prozent der Erwachsenen über 40 Jahren von einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung betroffen. Hierbei kommt es aufgrund anhaltender Entzündungsprozesse im Bereich der Bronchien und Bronchiolen (kleine Bronchien) zur Beschädigung bzw. Zerstörung des Lungengewebes und damit zu einer Verengung der Atemwege (Obstruktion). Diese Umbauprozesse des Gewebes sind nur noch teilweise reversibel.
Das Rauchen ist der Hauptrisikofaktor dieser Erkrankung. Aber auch genetische Faktoren wie beispielsweise ein sogenannter Alpha1-Antitrypsin-Mangel, Staubbelastung am Arbeitsplatz (z. B. Bergbau), Luftschadstoffe, vermehrte Infektionen der Atemwege in der Kindheit oder Komplikationen bei der Geburt/Frühgeburt (sogenannte Bronchopulmonale Dysplasie) können zu einer COPD führen.
Hauptsymptome der Erkrankung sind Husten, Atemnot und Auswurf mit allen daraus resultierenden Störungen wie beispielsweise geringerer Belastbarkeit oder Sauerstoffmangel des Organismus. Bei schweren Formen der Erkrankung werden auch zunehmend andere Organe geschädigt, wie zum Beispiel das Herz. Aber auch an Muskulatur, Skelett und Stoffwechselorganen kann es zu Folgeerkrankungen kommen. Aus diesem Grunde ist es wichtig, dass die Erkrankung frühzeitig diagnostiziert und behandelt wird.
Neben einer gezielten Anamnese dienen Messungen der Lungenfunktion (Spirometrie, Ganzkörperplethysmografie, Messung der Diffusionskapazität, standardisierte Belastungsuntersuchungen) zur Diagnostik dieser Erkrankung. Gemeinsam mit dem Beschwerdebild und der Symptomschwere lassen sich in der Folge verschiedene Schweregrade der Funktionsstörung ermitteln.
Hauptziel der Behandlung ist es, das Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten oder zu verlangsamen. Hieraus ergibt sich eine Verbesserung der körperlichen Belastbarkeit und damit auch eine Steigerung der Lebensqualität. Es kann im Verlauf der Erkrankung immer wieder zu sogenannten Exazerbationen, d.h. einer akuten Verschlechterung der Grunderkrankung, kommen. Diese gilt es frühzeitig zu erkennen und konsequent zu behandeln, damit es nicht dauerhaft zu einer weiteren Beeinträchtigung der Lungenfunktion kommt. Zur Therapie werden medikamentöse, das heißt Bronchien-erweiternde und zum Teil entzündungshemmende Medikamente, aber auch nicht-medikamentöse Strategien, zum Beispiel Lungensport oder eine Sauerstofftherapie, eingesetzt. Die wichtigste Maßnahme, die der Patient selbst durchführen kann, ist der sofortige Rauchstopp.
Wir sind Ihre Ansprechpartner in der Diagnostik und Behandlung dieser Erkrankung. Zudem bieten wir Ihnen in unserer MVZ-Praxis das Disease Management Programm (DMP) der Krankenkassen für obstruktive Atemwegserkrankungen an. In diesem „Chroniker-Programm“ betreuen und behandeln wir Sie mit einem standardisierten Verfahren und koordinieren alle weiteren Schritte mit Ihnen.
Lungengerüsterkrankungen/Lungenfibrose
Die luftführenden „Röhren“ der Lunge werden je nach Durchmesser Bronchien und Bronchiolen genannt. Dieses „Röhrensystem“ teilt sich im weiteren Verlauf immer weiter in kleinere Verzweigungen auf und endet in den Lungenbläschen, den sogenannten Alveolen. Dort findet der Gasaustausch aus der Luft in das Blut statt. Es gibt etwa 300 Millionen Lungenbläschen, deren respiratorische Oberfläche circa 100 bis 140 Quadratmeter beträgt. Die Bronchien und Bronchiolen sind von glatter Muskulatur, Bindegewebe, Nerven und Gefäßen umgeben. Diese Bindegewebsschicht (Lungeninterstitium) kann man als Gerüst verstehen, das den Lungen ihre typische Form gibt.
Unter Lungengerüsterkrankungen versteht man mitunter sehr unterschiedliche und insgesamt auch seltene Erkrankungen, die nicht die Atemwege, das heißt die luftführenden Röhren, sondern das umgebende Lungengewebe selbst einschließlich der Lungenbläschen betreffen. Es kommt zu einem bindegewebigen Umbau des Lungengerüsts (Fibrose). Die Lungen verlieren in der Folge ihre Elastizität und die Sauerstoffaufnahme ist gestört. Ursächlich hierfür sind oft chronisch-entzündliche Vorgänge.
Es sind weit über 100 Ursachen bekannt, die zu einer sogenannten Lungenfibrose führen können. In etwa der Hälfte der Fälle kann den Veränderungen aber keine bestimmte Ursache zugeschrieben werden. Hierbei handelt es sich um die sogenannte idiopathische Form. Auslöser einer Lungenfibrose können anorganische (z. B. Asbest) oder organische Stäube (z. B. allergische Reaktion auf Taubenkotpartikel) sein, die auf dem Luftweg in die Lungen gelangen. Auch schädliche Gase und Dämpfe können zu einer Fibrosierung der Lungen führen. Beispiele dieser Erkrankungen sind die Sarkoidose (Morbus Boeck), die idiopathische Lungenfibrose oder die exogen-allergische Alveolitis, z. B. in der Form der Farmerlunge oder der Vogelhalterlunge. Auch rheumatische Grunderkrankungen neigen dazu, als Folgezustand fibrotische Schäden an den Lungen zu hinterlassen.
Besonders wichtig ist eine umfassende und gezielte Anamnese, um bereits im Gespräch mit dem Patienten mögliche Ursachen einer Lungenfibrose zu erkennen. Ergänzend werden hochauflösende bildgebende Verfahren und eine breite Labordiagnostik angewandt. Diese helfen, sowohl mögliche Ursachen zu beleuchten, als auch Entscheidungen für Therapieoptionen der entsprechenden Erkrankung zu treffen. Bleiben die Ursachen weiterhin unklar, kann die Diagnostik um eine Lungenspiegelung, teilweise mit endobronchialem Ultraschall, oder eine chirurgische Biopsie-Entnahme notwendig sein. Die vorliegenden Befunde werden stets in einem interdisziplinären Team aus Lungenfachärzten, Radiologen, Pathologen und gegebenenfalls Thoraxchirurgen bewertet und diskutiert.
Die Ärzte des MVZ Pneumologie/Allergologie arbeiten eng mit den pneumologischen Kollegen des Westpfalz-Klinikums und umliegender Zentren zusammen. So erhalten Patienten neben einer klaren Diagnose auch die bestmögliche Therapie.
Infektiologie
Die Lunge ist das größte Umweltorgan unseres Körpers. Täglich atmen wir über 15.000 Liter Luft ein und wieder aus. Die Schleimhäute stellen dabei eine besondere Barriere für Infektionserreger wie Bakterien, Viren und Pilze sowie für Staub und Schadstoffe dar. Ist diese Barriere gestört, kann es zu Infektionen der Lunge kommen.
Aus historischen Gründen sind Ärzte der Lungen- und Bronchialheilkunde auch immer Experten auf dem Gebiet der Infektionskrankheiten. Dies ist unter anderem auf die Tuberkulose zurückzuführen, die früher fast ausschließlich von sogenannten „Lungenärzten“ behandelt wurde. Diese Ärzte waren ausschließlich auf das Erkennen und die Behandlung dieser Erkrankung spezialisiert. Hieraus ist über Jahrzehnte der heutige Lungenfacharzt entstanden.
Das Bakterium Mykobakterium tuberculosis kann grundsätzlich jedes Organsystem befallen, so auch die Haut, die Knochen, den Darm, das Urogenitalsystem, die Lymphknoten oder auch die Hirnhäute. Die Lungen-Tuberkulose ist aber mit Abstand die häufigste Form der Tuberkulose. Die Erkrankung wurde im Volksmund auch „die Schwindsucht“ genannt und war für ärmere Menschen und Gesellschaftsschichten oft ein Todesurteil. Da es zunächst keine ursächliche Therapie der Erkrankung gab, wurden sogenannte Freiluft-Liegekuren an „immunen Orten“ propagiert - Gebiete, in denen praktisch keine Tuberkulose-Fälle auftraten. In seinem epochalen Werk „Zauberberg“ verarbeitete Thomas Mann seine eigenen „wunderlichen Eindrücke“ in einem Schweizer Sanatorium dieser Art.
Die Zahl der Tuberkulosefälle in Deutschland ist etwas angestiegen, befindet sich aber seit 2015 auf einem gleichbleibenden Niveau. Die Ärzte des MVZ sind auf die Diagnose und Therapie der Tuberkulose spezialisiert und arbeiten sehr eng mit den öffentlichen Gesundheitsorganen zusammen. Nicht zuletzt wegen des Infektionsschutzgesetzes besteht ein öffentliches Interesse zur Eindämmung dieser Erkrankung. Nach einer Therapieeinleitung auf der pneumologischen Infektionsstation des Westpfalz-Klinikums oder in anderen Einrichtungen werden die Patienten im MVZ ambulant weiter betreut und beobachtet. Bis zur Heilung ist eine wochen- bis monatelange Therapie notwendig.
Aber auch andere Infektionserreger, seien es Bakterien, Viren oder Pilze, können die Lunge befallen. Es findet sich ein großes Spektrum an Krankheitsausprägungen - von einer leichten Erkältung bis zu einem schweren systemischen Krankheitsbild. Neben einer körperlichen Untersuchung, der bildgebenden Diagnostik durch ein Röntgenbild oder eine Computertomografie der Lunge und der Brustorgane ist eine breite Differentialdiagnostik notwendig, um den Erreger zu identifizieren und anschließend gezielt behandeln zu können.
Das MVZ Pneumologie bietet modernste laborchemische Diagnostik an. Die Ärzte verfügen über eine besondere Expertise auf diesem Gebiet. Sie begleiten die Patienten auch nach einer erfolgreich behandelten Infektionskrankheit weiter, um mögliche Folgeschäden frühestmöglich zu erkennen und zu behandeln.
Tumorerkrankungen der Lunge
Lungenkrebs gehört in der Bundesrepublik Deutschland zu den häufigsten bösartigen Erkrankungen. Im Jahr 2016 meldete das Krebsregister über 50.000 Neuerkrankungen. Beim Lungenkarzinom handelt es sich um bösartige Gewebsneubildungen (Tumor), die ihren Ursprung in der Lunge nehmen. Lungenmetastasen sind Absiedlungen von Tumoren anderer Organe in der Lunge.
Histologisch werden die bösartige Lungentumoren in 2 große Gruppen eingeteilt: das nicht-kleinzellige Lungenkarzinom (z. B. Adenokarzinom, Plattenepithelkarzinom) und das kleinzellige Lungenkarzinom. Letzteres ist wegen eines frühen Metastasierungsverhaltens deutlich schwieriger zu behandeln und weist eine schlechtere Prognose auf.
Inhalationsrauchen ist der stärkste Risikofaktor für Lungenkrebs, wobei auch Passivrauchen das Krebsrisiko erhöht. Andere Risikofaktoren spielen eine eher untergeordnete Rolle, müssen aber im Rahmen der Diagnostik mit berücksichtigt und gegebenenfalls berufsgenossenschaftlich gemeldet werden. Denn es könnte sich um eine berufsbedingt Lungenkrebserkrankung handeln. Kanzerogene, das heißt krebsauslösende Stoffe sind beispielsweise Asbest, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe sowie Quarz- und Nickelstäube oder eine Radonbelastung.
Ziel unserer Bemühungen ist die Früherkennung von Lungenkarzinomen, wobei die Fachgesellschaften noch heute über die geeignete und standardisierte Methoden für die Gesamtbevölkerung kontrovers diskutieren.
Sollte sich bei Ihnen der Verdacht auf ein Lungenkarzinom ergeben, werden wir mit Ihnen gemeinsam die diagnostischen Schritte planen und weitere Experten, beispielsweise zur Durchführung einer Lungenspiegelung zur Gewebsgewinnung oder zur Schnittbilddiagnostik (Computertomographie), hinzuziehen. Die Therapie der Erkrankung erfolgt interdisziplinär durch Pneumologen, Thoraxchirurgen, Strahlentherapeuten und Onkologen.
Selbstverständlich lassen unsere Ärzte die Patienten auch in dieser Phase der Erkrankung nicht alleine. Wir sind da und gehen mit Ihnen!
Pleuraerkrankungen
Das Lungenfell umschließt beide Lungenflügel (Pleura viszeralis) im Sinne einer sehr dünnen und schützenden Organhaut. Das Brustfell (Pleura parietalis) wiederum liegt der Pleura viszeralis gegenüber und kleidet die Innenseite des Brustkorbs und des Zwerchfells aus. Der kleine, minimal mit Flüssigkeit gefüllte Raum zwischen den beiden Strukturen wird als Pleuraspalt oder Pleurahöhle bezeichnet. Die Funktion der Pleura umfasst in erster Linie die mechanische Kopplung der Lunge an die Thoraxwand bei gleichzeitig erhaltener, freier Beweglichkeit.
Erkrankungen der Pleura treten häufig bei unterschiedlichsten pneumologischen und nicht pneumologischen Erkrankungen (z. B. des Herzens, der Gefäße, der Leber, der Bauchspeicheldrüse oder des Immunsystems) auf. Das häufigste Symptom ist der Pleuraerguss, das heißt eine pathologische Flüssigkeitsansammlung im Pleuraraum, die die Funktionsfähigkeit der Lunge durch Verdrängung stört. In einem hohen Prozentsatz der Fälle lässt sich die Ursache des Pleuraergusses ermitteln und behandeln.
Die Pleura beziehungsweise der Pleuraraum können Ort von Infekten oder deren Ausbreitung sein. Eine Rippenfellentzündung (Pleuritis) ist ein häufiges Phänomen bei bronchopulmonalen Infekten oder Lungenentzündungen. Eine Ansammlung von Eiter wird als Pleuraempyem bezeichnet. Als Folge der Verbreiterung des Pleuraspaltes mit Verdrängung der Lunge kommt es zu Dyspnoe und im zweiten Schritt zu Husten. Thoraxschmerzen sind auf eine Reizung der umliegenden Nerven zurückzuführen. Bei Vorliegen eines Infektes können typischerweise Fieber und putrider Auswurf auftreten.
Neben Infekten können an der Pleura auch mechanische Reizungen durch nicht resorbierbare Partikel wie beispielsweise bei der Asbestose auftreten. In seltenen Fällen können auch Tumorerkrankungen an der Pleura (z. B. Pleuramesotheliom) auftreten.
Goldstandard in der Diagnostik der Pleuraerkrankungen ist die Ultraschalluntersuchung des Pleuraraumes. Zumeist wird auch eine Punktion des Pleuraraumes mit einer kleinen Kanüle notwendig, um die veränderte Pleuraflüssigkeit laborchemisch und feingeweblich weiter zu untersuchen. Bei immer wieder auftretenden Ergüssen kann eine Pleurodese (d. h. ein chemisches Verkleben der Pleurablätter) per Drainage oder Video-assistierter Thorakaoskopie durchgeführt werden.
Die Ärzte der MVZ Praxis Pneumologie/Allergologie arbeiten für eine weitergehende, eventuell auch operativ durchzuführende Diagnostik eng mit den pneumologischen und thoraxchirurgischen Kollegen des Westpfalz-Klinikums zusammen.