Alarmstufe Rot: Krankenhäuser in Not
Westpfalz-Klinikum beteiligt sich an bundesweiter Protestaktion
Kaiserslautern. Das Westpfalz-Klinikum schlägt am 20. Juni gemeinsam mit vielen anderen deutschen Kliniken Alarm. Mit einem bundesweiten Protesttag werden die deutschen Krankenhäuser in zahlreichen Kliniken auf ihre ernste wirtschaftliche Lage aufmerksam machen. Strukturelle Unterfinanzierung und die Folgen der Inflation bedrohen die Versorgungslandschaft in Deutschland wie nie zuvor seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
„Wir beteiligen uns an dieser bundesweiten Protestaktion der Deutschen Krankenhausgesellschaft, weil wir mit Nachdruck auf die massive Bedrohung der Krankenhauslandschaft aufmerksam machen wollen. Wir sind am Limit“, sagt Thorsten Hemmer, Geschäftsführer des Westpfalz-Klinikums. Entsprechend dem Motto der Protestaktion „Alarmstufe Rot“ lässt das Westpfalz-Klinikum die Eingänge seiner Standorte in Kaiserslautern, Kusel, Kirchheimbolanden und Rockenhausen seit Montag, 19. Juni, für eine Woche nachts rot erstrahlen.
Inflation und die Nachwirkungen der Corona-Pandemie setzen den deutschen Krankenhäusern weiterhin wirtschaftlich immens zu. Hinzu kommen die zu erwartenden und notwendigen hohen Tarifabschlüsse und die Unsicherheiten zur anstehenden großen Krankenhausreform. „Es ist zu befürchten, dass viele Krankenhaus-Standorte diese Reform gar nicht mehr erleben werden. Sie werden schon vorher aufgrund der politisch unterlassenen Hilfeleistung schließen müssen“, sagt Andrea Bergsträßer, Pflegedirektorin am Westpfalz-Klinikum.
In Rheinland-Pfalz und dem Saarland sind mittlerweile ein Viertel aller Kliniken akut insolvenzgefährdet, wie der neue „Krankenhaus Rating Report“ des RWI-Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung ergeben hat. Die Krankenhaus Gesellschaft Rheinland-Pfalz (KGRP) fordert deshalb ein sofortiges Vorschaltgesetz, um die drohenden Insolvenzen zu vermeiden. In diesem Gesetz müssten kurzfristig finanzielle Hilfen für Krankenhäuser erfolgen, sagte Andreas Wermter, Geschäftsführer der KGRP.
Mit einer zentralen Kundgebung in Berlin und vielen regionalen Aktionen in allen Bundesländern drängen die deutschen Krankenhäuser, die unter dem Dach der Deutschen Krankenhausgesellschaft organisiert sind, am 20. Juni auf eine unverzügliche Beseitigung der strukturellen Unterfinanzierung der Krankenhäuser. Ihr Ziel ist es ebenfalls, unkontrollierte Krankenhausinsolvenzen und Versorgungsverschlechterungen abzuwenden.
„Es ist nicht akzeptabel, dass die Politik tatenlos dabei zusieht, wie Klinik-Standorte aus wirtschaftlicher Not heraus geschlossen werden müssen“, sagt Priv.-Doz. Dr. med. Dr. med. habil. Christian Mönch, Ärztlicher Direktor am Westpfalz-Klinikum. „Letztendlich schadet sie damit der Bevölkerung, deren flächendeckende Gesundheitsversorgung wir dann nicht mehr sicherstellen können.“
Die deutschen Krankenhäuser sehen keine Alternative zu einem Gesetz, das vor die große Krankenhausreform geschaltet ist und ihnen einen fairen Ausgleich für die massiv gestiegen Personal- und Sachkosten bietet. Anders als andere Unternehmen haben Kliniken nämlich keine Möglichkeit, eigenständig ihre Preise an die Inflation und die hohen Tarifabschlüsse anzupassen. „Die Politik muss für einen vollständigen Inflationsausgleich sorgen, sodass wir wieder planen und unseren Versorgungsauftrag verlässlich erfüllen können. Dafür treten wir mit dieser bundesweiten Protestaktion ein“, so Thorsten Hemmer.
Im Rahmen der Protestaktion „Alarmstufe Rot“ hat die Deutsche Krankenhausgesellschaft auch eine Unterschriftenaktion gestartet. Wer die Forderungen der Krankenhäuser unterstützen möchte, kann hier seine Stimme abgeben: https://www.dkgev.de/fair/ihre-stimme-fuer-die-krankenhaeuser/