Brücke in eine digitale Zukunft
4. eHealth-Symposium Südwest: Innovative Ideen und Entwicklungen im Bereich der IT-gestützten Medizin
Einführung der digitalen Patientenakte, Ausbau der Telemedizin und Integration von Big Data und Künstlicher Intelligenz (KI) – die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung im Gesundheitswesen vorangetrieben. „Vor der Corona-Pandemie hat jeder Fünfte die Videosprechstunde als nützlich angesehen. Im Juli 2020 gab jeder Dritte an, durch die Corona-Pandemie einen stärkeren Nutzen in Videosprechstunden zu erkennen“, sagte Christian Klose vom Bundesministerium für Gesundheit beim gestrigen eHealth-Symposiums Südwest, das erstmals als Online-Event stattfand. Die digitale Transformation sei eingeleitet, so Klose. „Deutschland baut eine Brücke in eine bessere, digitale Zukunft im Gesundheitswesen.“
Rund 300 Vertreter aus Medizin, Forschung, Wirtschaft und Politik nutzten das diesjährige eHealth-Symposium, um sich in spannenden Vorträgen über die rasanten Entwicklungen und innovativen Lösungen mit Praxisbezug im Bereich eHealth zu informieren und per Online-Chat miteinander auszutauschen. Im Zentrum der Veranstaltung, die bereits zum vierten Mal stattfand, stand das Thema: Digitalisierung als Treiber für eine bessere medizinische Versorgung.
Mit „Digitaler Diagnostik und Intervention“ beschäftigte sich Dipl.-Psych. Jan Spilski, CRO und Co-Founder des Start-ups insight.out GmbH, in seinem Vortrag. In der Anwendung hätten analoge psychologische Testverfahren (Papier-Bleistift-Tests) immer noch eine hohe Bedeutung, doch der Bedarf an computergestützten Alternativen wachse im Zuge der digitalen Transformation rasant an. insight.out unterstützt diesen Wandel, indem das Start-up ganzheitliche und praxiserprobte Lösungen rund um die Digitalisierung von Testverfahren entwickelt.
Um „Datengesteuerte klinische Studien von Implantaten mittels virtueller Patienten“, ging es im Referat von Gloria Zörnack, VR Engineer bei der virtonomy GmbH. Ziel des Start-ups ist es, die Verwendung von Tieren und Menschen in klinischen Studien zu beenden. Stattdessen bringt das Unternehmen den Einsatz von virtuellen, datengetriebenen Patienten voran. Vorteile sieht Zörnack unter anderem in einer verkürzten Zeit bis zur Markteinführung, deutlich gesenkten Kosten sowie einer Beschleunigung von medizinischen Innovationen.
„Die Corona-Pandemie hat auch unserem Haus einen enormen Digitalisierungsschub verpasst“, sagte Peter Förster, Geschäftsführer Westpfalz-Klinikum GmbH. „Wir haben innovative Maßnahmen in schnellem Tempo umgesetzt.“
Beispielsweise ist in der Kardiologie des Westpfalz-Klinikums seit einigen Monaten eine digitale Datenbrille im Einsatz. Ob bei einem Ersatz der Aortenklappe (TAVI), einer Katheter-Ablation oder beim Wechsel eines Defibrillators – die Datenbrille kann überall dort genutzt werden, wo externe Expertise benötigt wird oder das Sichtfeld mit jemand anderem geteilt werden soll, wie lzv. Prof. Dr. sc. Dr. med. Robert Bernat, Leitender Oberarzt am Westpfalz-Klinikum, in seinem Vortrag erläuterte. Dank der Datenbrille können sich die Mitarbeiter der Klinik nun virtuell von Produkt-Spezialisten in der jeweils angewendeten Technik oder Software schulen lassen.
Auch das telemedizinische Schlaganfall-Netzwerk Rheinland-Pfalz (TEMES) ermöglicht es, externe Experten hinzuzuziehen. Mit 6 zentralen Stroke Units in Rheinland-Pfalz bietet das Netzwerk im täglichen Wechsel neurologische telemedizinische Beratung für teilnehmende kleinere Krankenhäuser an. Erfahrene Fachärzte und Fachärztinnen stehen in den Stroke Units zur Verfügung, um Schlaganfälle im ganzen Land zu jeder Zeit sicher erkennen und behandeln zu können. Vorteil: „Je schneller die Patienten sachgerecht behandelt werden, desto besser ist das Ergebnis“, sagte Dr. med. Martin Morgenthaler, Leiter der Stroke Unit am Westpfalz-Klinikum in seinem Vortrag.
Die Referate haben auch in diesem Jahr wieder gezeigt: Die Gesundheitsbranche befindet sich im digitalen Umbruch und künstliche Intelligenz spielt dabei eine entscheidende Rolle.
„Bei der Unterstützung von Patienten und Medizinern durch intelligente Assistenten stehen wir noch am Anfang der Möglichkeiten. Empolis arbeitet an der Teilautomatisierung von Dokumentations- und Kodierungsaufgaben, damit Mediziner sich wieder mehr auf den Menschen konzentrieren können“, sagte Andreas Klüter, CTO und Geschäftsführer der Empolis Information Management GmbH.
Dr. Stefan Weiler, Geschäftsführer Business + Innovation Center Kaiserslautern (bic) ergänzte: Wir haben jetzt schon zum vierten Mal miterlebt, wie innovativ und aktiv unser Südwesten im Bereich Gesundheitsentwicklungen ist. Von jungen StartUps bis hin zu Ideen von Kliniken und Forschungseinrichtungen konnten wir eine große Bandbreite aufzeigen. In 2022 werden wir uns nochmal steigern.“
Das Fazit von Stefan Kohl, Geschäftsführer von 5-HT Digital Hub Chemistry & Health: „Wir freuen uns über die hohe Qualität und Bandbreite der digitalen Lösungen mit großer Praxisrelevanz, die wir Veranstalter den Gästen des diesjährigen eHealth Symposiums bieten konnten. Das Event unterstützt unser Bestreben, digitale Innovationen im Gesundheitsbereich zu fördern. Dies ist unser Auftrag als Hub der Digital Hub Initiative, die vom Bundeswirtschaftsministerium ins Leben gerufen wurde.“
Das eHealth Symposium ist eine gemeinsame Veranstaltung von Business + Innovation Center Kaiserslautern (bic), Empolis Information Management GmbH, 5-HT Digital Hub Chemistry & Health und Westpfalz-Klinikum GmbH. Sie bietet Vertretern von Krankenhäusern, niedergelassenen Ärzten, Wirtschaftseinrichtungen (IT, Versicherer), Forschungsunternehmen, Start-ups sowie forschenden Medizinern – nicht nur aus dem Südwesten – die über die rasanten Entwicklungen und innovativen Lösungen mit Praxisbezug im Bereich eHealth zu informieren.
Die Schirmherrschaft über die Veranstaltung hat das Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie des Landes Rheinland-Pfalz.