"Das ist etwas für Profis"
Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie zertifiziert Ärzte am Westpfalz-Klinikum für ECMO- und ECLS-Therapie
Kaiserslautern. Bei Lungenerkrankungen wie einer Lungenentzündung oder einer -embolie kann es zum Lungenversagen kommen. Eine Therapieoption ist dann die Extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO), die die Lungenfunktion übernimmt. Muss darüber hinaus das Pumpen des Herzens ersetzt werden, kommt ein Extrakorporaler Life Support (ECLS) zum Einsatz. ECMO und ECLS – Unterstützungssysteme, die Leben retten können.
„Wichtig ist, dass diese hochkomplexen Verfahren von gut ausgebildeten Fachkräften durchgeführt werden“, sagt Prof. Dr. med. Manfred Dahm, Chefarzt der Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie im Westpfalz-Klinikum. „Das ist etwas für Profis.“
Dr. med. Vasileios Leivaditis und Dr. med. Vladislav Kaplunov, Oberärzte der Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, sind solche Profis. Beide sind jetzt von der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie für den Einsatz der Unterstützungssysteme ECMO und ECLS zertifiziert worden. „Viele Patienten profitieren davon“, sagt Dr. Leivaditis.
Das Westpfalz-Klinikum verfügt über 5 Geräte, die pro Jahr bei rund 80 Patienten in Gebrauch sind. Kommt ein Patient beispielsweise unter Widerbelebungsbedingungen in den Schockraum des Krankenhauses, können die Ärzte ihn durch eine Punktion in der Leiste an ECMO und ECLS anschließen. „So können wir ihn stabilisieren, bevor wir intervenieren oder operieren“, erläutert Prof. Dahm.
Der Umgang mit den Unterstützungssystemen erfordert eine hohe Expertise. Vor allem in Notfallsituationen muss es schnell gehen. Das Team, das in der Regel aus zwei Chirurgen, einem/einer Kardiotechniker/in und einem/einer Operationstechnischen Assistent/in besteht, arbeitet Hand in Hand, um den Patient an die Geräte anzuschließen.
Weil Patienten in Notfallsituation auf diese Weise gut stabilisiert werden können, kommt es auch vor, dass das Team des Westpfalz-Klinikums an ein anderes Krankenhaus fährt und einen Patienten transportfähig macht, in dem es ihn an ein ECMO-/ECLS-Gerät anschließt. Anschließend kann der Patient dann ans Westpfalz-Klinikum verlegt und dort weiterversorgt werden.
„Ohne das ECMO-System, welches unser Team vor Ort in den fremden Krankenhäusern implantiert, hätten diese kritisch kranken Patienten keine Chance, den Transport zu überleben. Mit dem Beginn der Kreislaufunterstützung durch das ECMO-Gerät werden diese Patienten sofort stabilisiert und können sowohl mit einem Hubschrauber als auch mit einem Krankenwagen zu uns gebracht werden. So haben wir bereits viele Menschenleben retten können“, berichtet Vladislav Kaplunov.
Die ECMO-/ECLS-Therapie wird durch eine medikamentöse Zusatztherapie ergänzt, für die Dr. Leivaditis und Dr. Kaplunov über die vielfältigen Implantationstechniken hinaus gezielt geschult wurden. Und auch für die Pflege der Patienten ist geschultes Personal notwendig. Insbesondere bei Corona-Patienten, die zur besseren Genesung oftmals für einen gewissen Zeitraum auf dem Bauch liegen müssen, brauchen Ärzte und Pfleger besonderes Fingerspitzengefühl. Denn die fingerdicken Kanülen in der Leiste, die die Patienten mit den Unterstützungssystemen verbinden, dürfen beim Waschen, Lagern oder Untersuchen weder entfernt noch beschädigt werden.
„ECMO und ECLS sind keine Allheilmittel“, sagt der Chefarzt. Aber rund 25 Prozent der Patienten, die im Schockraum an die Geräte angeschlossen würden, überlebten. Patienten, die sonst sicher verstorben wären“, so der Chefarzt. Er sieht in dieser Therapie eine Chance, Zeit zu gewinnen und Herz und Lunge Gelegenheit zu geben, sich zu erholen.
„Ziel ist es, optimale Bedingungen dafür zu schaffen, dass die Organe nach einer gewissen Zeit wieder ihre normalen Funktionen übernehmen können“, sagt Dr. Leivaditis. Und manchmal sei es auch eine Möglichkeit der Überbrückung bis zur Transplantation eines Spenderorgans oder eines Kunstherzens.