Medizin studieren in Kaiserslautern
Westpfalz-Klinikum startet Kooperation mit Semmelweis Universität Budapest
Kaiserslautern. Um mehr Ärzte und Ärztinnen für die Westpfalz zu gewinnen, starten das Westpfalz-Klinikum, das Gesundheitsministerium Rheinland-Pfalz, die Stadt Kaiserslautern sowie die Landkreise Kusel und Donnersbergkreis jetzt eine Kooperation mit der Medizinischen Fakultät der renommierten Semmelweis Universität in Budapest. Ab sofort haben qualifizierte Medizinstudierende nach Abschluss ihrer Vorklinik die Möglichkeit, ihr Studium der Humanmedizin in Kaiserslautern auf Deutsch fortzusetzen.
„Wir freuen uns, das Westpfalz-Klinikum mit dieser Kooperation als attraktiven und international anerkannten Ausbildungs- und Wissenschaftsstandort zu etablieren und uns an der optimalen Ausbildung der nächsten Generation von Ärztinnen und Ärzten sowie an Forschungsprojekten zu beteiligen“, sagt Prof. Dr. med. Karlheinz Seidl, Ärztlicher
Direktor des Westpfalz-Klinikums, der die Studierenden betreuen wird. „Das praxisnahe Studium in Kaiserslautern bietet eine hervorragende Vorbereitung auf die Herausforderungen in der medizinischen Versorgung, besonders in ländlichen Regionen.“
Auch Thorsten Hemmer, Geschäftsführer des Westpfalz-Klinikums, sieht in der Kooperation große Chance: „Diese Zusammenarbeit ist ein wichtiger Schritt, um talentierte Nachwuchsmedizinerinnen und Nachwuchsmediziner langfristig an unsere Region zu binden. Die Studierenden profitieren von der intensiven klinischen Praxis hier vor Ort und einem international anerkannten Abschluss. Wir freuen uns schon jetzt darauf, sie bei uns im Westpfalz-Klinikum willkommen heißen zu dürfen. Es ist uns ein großes Anliegen, bestmögliche Unterstützung zu bieten.“
Tradition und Internationalität der Semmelweis Universität
Prof. Béla Merkely, Rektor der Semmelweis Universität, sagt: „An der mehr als 250 Jahre alten Semmelweis Universität wurde 1983 die deutschsprachige Ausbildung von Humanmedizinern eingeführt, sechs Jahre später folgte die englischsprachige Ausbildung. In den letzten 40 Jahren sind der Anteil der internationalen Studierenden und das internationale Studienangebot dynamisch gewachsen: Mehr als ein Drittel der Studierenden der Semmelweis Universität und mehr als die Hälfte der Studierenden der Fakultät für Allgemeinmedizin sind internationale Studierende aus 123 Ländern der Welt.
Derzeit bieten alle sechs Fakultäten und Doktorandenschulen der Universität Fremdsprachenausbildungen in irgendeiner Form an. Außer in Ungarn ist die Einrichtung auch in fünf weiteren Ländern vertreten, sie hat ausländische Niederlassungen in Deutschland, Rumänien, der Schweiz, Serbien und der Slowakei.
Die Stärke der Semmelweis Universität liegt in ihrer Tradition, der hochwertigen theoretischen und praktischen Ausbildung, den guten akademischen Leistungen und der Internationalität. Die klinische Forschung ist immer mit vielen Akteuren verbunden, international vernetzt und führt in der Regel zu bedeutenden wissenschaftlichen Aktivitäten.
Daher ist es wichtig, dass die Universität die Möglichkeiten der internationalen Zusammenarbeit, die sich täglich bieten, nutzt und ungarische und internationale Studierende in allen Bereichen der Ausbildung einander näherbringt.“
Enge Zusammenarbeit in der Lehre und wissenschaftliche Kooperationen
Ziel der Partner ist es, dass die ersten Studierenden ab dem Wintersemester 2025/2026 starten. Nach den ersten sechs Semestern, die sie in Budapest verbringen, könnten sie dann 2028/2029 mit der klinischen Phase am Westpfalz-Klinikum beginnen, die ebenfalls sechs Semester dauert. Während im ersten Jahr (2028) 40 Studierende zugelassen werden sollen, ist im zweiten Jahr (2029) eine Erhöhung auf 80 Studierende pro Jahr vorgesehen. In der letzten Ausbaustufe werden dann insgesamt bis zu 240 Studierende in Kaiserslautern sein. Die Kooperation ist zunächst auf zehn Jahre ausgelegt.
Neben der engen Zusammenarbeit in der Lehre, strebt das Westpfalz-Klinikum auch die Beteiligung an Forschungsprojekten und wissenschaftliche Kooperationen mit der Semmelweis Universität an. Die Studierenden des Projekts sollen die Gelegenheit bekommen, an Forschungsaktivitäten teilzunehmen und ihre Doktorarbeit zu schreiben. Am Ende ihres Studiums erwerben sie einen Abschluss der Semmelweis Universität, die zur deutschen Approbation berechtigt.
Ein wichtiger Baustein für die ärztliche Versorgung in der Westpfalz
Die Gesellschafter des Westpfalz-Klinikums loben und unterstützen die Initiative: „Die Kooperation mit der Semmelweis Universität ist ein exzellentes Beispiel für innovative Lösungen in der Gesundheitsbranche. Auf diese Weise können wir nicht nur die Westpfalz als Ausbildungsstandort für Mediziner und Medizinerinnen stärken, sondern auch dem stetig zunehmenden Ärztemangel in unserer ländlichen Region aktiv entgegenwirken. Hier handelt es sich erneut um eine für uns typische, interkommunale Zusammenarbeit der Kommunen der Westpfalz“, so Rainer Guth, Landrat für den Donnersbergkreis und Vorsitzender des Vereins „Ärzte für die Westpfalz e. V.“.
Anja Pfeiffer, Aufsichtsratsvorsitzende des Westpfalz-Klinikums und Beigeordnete der Stadt Kaiserslautern, ergänzt: „Für die Stadt Kaiserslautern und die gesamte Westpfalz bringt die lokale Ausbildung von Ärztinnen und Ärzten sowie die Ausbildung weiterer Gesundheitsberufe unter einem Dach viele Vorteile. Die medizinischen Strukturen in unserer gesamten Region erfahren dadurch eine deutliche Aufwertung. Aus unserer Sicht ist das ein einzigartiges und zukunftsweisendes Projekt, auf das wir sehr stolz sind.“
Oberbürgermeisterin Beate Kimmel sieht in dem Projekt neben den wichtigen medizinischen Vorteilen auch einen Impuls für die Stadtentwicklung: „Diese Kooperation ergänzt in besonders wertvoller Art den renommierten Wissenschafts- und Forschungsstandort Kaiserslautern. Das neue Pfaff-Quartier wäre als Standort ideal. Hier kann, in unmittelbarer Nähe des Klinikums, ein Leuchtturmprojekt entstehen, für das ich mich gerne mit aller Kraft einsetzen werde.“
Otto Rubly, Landrat des Landkreises Kusel, sieht in dem Projekt einen weiteren wichtigen Baustein, um die ärztliche Versorgung in der Region zu verbessern: „Die Nachfrage ist da. Sowohl aus Sicht der Patientinnen und Patienten als auch aus Sicht potenzieller Studierenden können wir durch dieses Angebot in unserer Region nur gewinnen. Der Bedarf für erstklassige medizinische Versorgung wird auch in der Westpfalz zukünftig steigen. Deshalb bin ich sehr zuversichtlich, dass die Kooperation mit der Universität Semmelweis in Budapest ein großer Erfolg wird.“
Ausbau der Medizin-Studienplätze in Rheinland-Pfalz
Der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch bewertet die Initiative positiv: „Deutschland und auch die Landesregierung Rheinland-Pfalz erwarten einen erhöhten Bedarf an ärztlichem Nachwuchs für die ambulante und stationäre ärztliche Versorgung. Diese Entwicklung wird den ländlichen Raum stärker als die großen Städte betreffen. Daher begrüßt das Land Rheinland-Pfalz die beabsichtigte Kooperation, die zum Ausbau der Medizin-Studienplätze in Rheinland-Pfalz und damit zur Sicherung der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung speziell in der Westpfalz, aber auch darüber hinaus, beiträgt. Die mehrjährige Ausbildung am Westpfalz Klinikum führt zu einer wichtigen Bindung der künftigen Absolventinnen und Absolventen an die Region Kaiserslautern.“
Weiter betont Hoch: „Dem Westpfalz Klinikum kommt als Maximalversorger wesentliche Bedeutung in der Krankenhauslandschaft in Rheinland-Pfalz zu. Die Kooperation mit der Semmelweis Universität, insbesondere die Ausbildung von Medizin-Studierenden, bietet dem ärztlichen Personal des Westpfalz Klinikums die Möglichkeit der Weiterentwicklung durch praktische Lehrtätigkeit; Spitzenmedizin erfordert ein enges Zusammenwirken zwischen Forschung, Lehre und Krankenversorgung. Das Land Rheinland-Pfalz erwartet, dass alle Beteiligten von dem Renommee der Semmelweis Universität und der ärztlich-fachlichen Expertise des Westpfalz Klinikums profitieren. Aus diesen Gründen unterstützt das Land Rheinland-Pfalz den Kooperationsprozess.“