Westpfalz-Klinikum bietet betroffenen Frauen vertrauliche Versorgung und Befundsicherung an – ohne Anzeige bei der Polizei

Kaiserslautern. Das Westpfalz-Klinikum ermöglicht Frauen, die Opfer sexualisierter Gewalt geworden sind, eine vertrauliche Untersuchung und Befundsicherung, ohne dass die Betroffenen direkt eine Strafanzeige bei der Polizei erstatten müssen. Damit beteiligt sich das Krankenhaus an dem Modellprojekt „Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung“, das die Universität Mainz initiiert hat.

Im Rahmen des Projekts stellt die Forensische Ambulanz der Universität Mainz dem Krankenhaus Untersuchungskits zur Verfügung, die Ärzten bei der anonymisierten Spurensicherung helfen sollen. Anonymisierte Spurensicherung bedeutet: Der Arzt oder die Ärztin, der oder die von der Patientin mit der Untersuchung beauftragt wird, ist an die ärztliche Schweigepflicht gebunden und darf die Polizei nicht gegen den Willen der Patientin informieren.

„Es gibt viele Frauen, die nach einer Vergewaltigung unsicher sind, ob sie Anzeige erstatten sollen oder nicht. Durch die Anonyme Spurensicherung können sie sich das in Ruhe überlegen und sich umfassend dazu beraten lassen. Die Tatspuren sind für den Fall einer Anzeige bereits gesichert“, erläutert Dr. med. Alexander Ast, Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Kaiserslautern.

Die Versorgung nach einer Vergewaltigung sollte möglichst zeitnah erfolgen. Denn in den ersten Stunden und Tagen nach der Tat können die meisten Verletzungen und Spuren festgestellt werden. Eine medizinische Behandlung ist aber auch zu jedem späteren Zeitpunkt sinnvoll.

„Ich begrüße es sehr, dass Frauen, die Opfer von Vergewaltigung geworden sind, vor Ort in Kaiserslautern sofortige medizinische Hilfe erhalten. Die Möglichkeit, eine vertrauliche Versorgung und Befundsicherung in Anspruch nehmen zu können, ohne dass eine Anzeige bei der Polizei erforderlich ist, ist ein wichtiger Schritt, um betroffenen Frauen die notwendige Unterstützung zu bieten. Es ist entscheidend, dass sie hierfür nun keine weiten Wege mehr auf sich nehmen müssen, sondern hier in ihrer Heimatstadt die Hilfe finden, die sie dringend benötigen“, sagt Katharina Disch, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Kaiserslautern.

Ziel des Modellprojekts „Medizinische Soforthilfe nach Vergewaltigung“ ist es, Versorgungsstrukturen zu schaffen, die vergewaltigten Frauen die Zugangswege zu einer guten medizinischen Versorgung und auf Wunsch zu einer Befundsicherung erleichtern. Durch die enge Vernetzung vor Kliniken, niedergelassenen Praxen, Rechtsmedizin, Verwaltung, Politik und Hilfesystem sollen Hürden abgebaut werden, das Angebot in Anspruch zu nehmen.

Auch der Verein „Gemeinsam gegen sexualisierte Gewalt e.V.“ in Kaiserslautern plant eine Ausweitung der Hilfe für Betroffene. Laut der Vereinsvorsitzenden Meike Camby soll eine spezialisierte Fach- und Beratungsstelle zum Thema eingerichtet werden.“