Mit der Diagnose Krebs sind für viele Betroffene Fragen nach dem Sinn des Lebens verbunden. Je weiter die Krebserkrankung vorangeschritten ist, desto dringlicher werden sie oft. Dabei geht es sowohl um den Sinn des Lebens im Allgemeinen als auch um den des persönlichen Lebens.

In den Krankheitsphasen, in denen eine Heilung das Ziel der Behandlung ist, ist die Frage nach dem Sinn des Lebens häufig verbunden mit den Prioritäten, die der Betroffene in seinem Leben setzt. Dabei kann es zu einer deutlichen Veränderung durch die Erkrankung kommen. Viele Patienten beschreiben die Krebs-Erkrankung als Anlass darüber nachzudenken, was ihnen im Leben wirklich wichtig ist und dem soll künftig mehr Zeit und Bedeutung zukommen.

Um über die für Sie in Ihrem Leben wirklich wichtigen Dinge einmal bewusst nachzudenken, haben wir für Sie eine Liste von Werten beigefügt.

Werte-Liste erstellen

Lesen Sie die in der folgenden Werte-Sammlung aufgelisteten Begriffe einfach einmal ganz in Ruhe und notieren diejenigen davon auf ein Blatt Papier, die für Sie persönlich wichtige Werte darstellen.

Dann markieren Sie in einem nächsten Schritt diejenigen Werte, die Sie bisher bereits in Ihrem Leben erfolgreich und im für Sie richtigen Maß umsetzen. Welche Werte leben Sie?

Gibt es Unterschiede? Haben Sie zwar Werte aufgeschrieben, aber nicht markieren können? Oder leben Sie alle Werte, die Ihnen wichtig sind, im von Ihnen gewünschten Maß?

Falls Sie Unterschiede entdeckt haben: Wie könnten Sie künftig dafür sorgen, dass die Ihnen eigentlich wichtigen Werte noch mehr in Ihrem Leben umgesetzt werden?

Formulieren Sie dazu möglichst konkrete Vorhaben. Falls beispielsweise „Freundschaft“ zu den für Sie wichtigen Werten gehört, Sie aber durch Ihr Nachdenken darüber gerade festgestellt haben, dass diese in letzter Zeit vor lauter Arbeit zu kurz gekommen ist, überlegen Sie sich, wie Sie den Wert Freundschaft künftig besser verwirklichen können. Z. B. „Morgen rufe ich meine Freundin Petra an. Ich plane künftig einmal in der Woche einen Kontakt.“

Falls Sie beim Erstellen der Liste und anschließenden Markieren festgestellt haben sollten, dass Sie die Ihnen wichtigen Werte alle im von Ihnen gewünschten Maß umsetzen, freuen Sie sich über dieses Ergebnis! Das gelingt nicht vielen Menschen. Dann sollten Sie sich nun ganz deutlich vor Augen führen, wie Ihnen das künftig auch – trotz Krebserkrankung – gelingen kann. Worauf wollen Sie besonders achten? Was darf nicht fehlen?

Werte-Liste

(In Anlehnung an: B. Engelmann: Therapie-Tools Positive Psychologie: Achtsamkeit, Glück, Mut. Beltz 2015)

Spuren hinterlassen

Wenn die Krebs-Erkrankung weiter fortgeschritten ist, beschäftigt viele Betroffene die Frage, was von ihnen bleiben wird, wenn sie nicht mehr leben sollten. Insbesondere Eltern noch kleinerer Kinder wünschen sich, etwas zu hinterlassen, das ihrem Kind später hilft, sich an sie zu erinnern. Aber auch Großeltern möchten ihre Lebenserfahrung weitergeben oder Anregungen, die den nächsten Generationen helfen soll, ein gutes Leben zu leben.

Möglichkeiten dazu bieten ein Erinnerungsbuch oder das Packen einer Schatzkiste für Kinder oder Enkelkinder. Alles, was Ihnen wichtig ist weiterzugeben, kann darin einen Platz finden: Bilder oder Gegenstände, die für Sie in der Beziehung zu Ihrem (Enkel-)Kind eine besondere Bedeutung haben, das Rezept der Plätzchen, die Sie immer zusammen gebacken haben, oder die Bauanleitung zum gemeinsam gebauten Drachen. Aber auch ein Brief, der mit Worten eine bleibende Botschaft weitergibt, kann darin übermittelt werden.

In den folgenden Fragen können dazu vielleicht gedankliche Anregungen für Sie zu finden sein. Allerdings ist es möglich, dass die Beschäftigung mit diesen Gedanken auch starke Gefühle in Ihnen auslöst. Überlegen Sie also für sich, ob Sie das gerade möchten oder wann vielleicht der richtige Zeitpunkt dafür ist. Vielleicht machen Sie es auch nicht alleine, sondern gemeinsam mit einem Menschen ihres Vertrauens.

  • Gab es ein Motto, nach dem Sie versucht haben, Ihr Leben zu gestalten?
  • Welche Erkenntnisse und Erfahrungen würden Sie im Rückblick aus Ihrem Leben ziehen? Was davon möchten Sie Ihrer Familie weitergeben?
  • An welche Erlebnisse denken Sie besonders gerne zurück?
  • Worauf sind Sie besonders stolz?
  • Was hat Ihre Familie für Sie zu einer besonderen Familie gemacht? Was haben Sie an ihr geliebt und geschätzt? (Oder dem Menschen, an den diese Zeilen gerichtet werden?)
  • Gibt es umgekehrt vielleicht noch ungeklärte oder ungesagte Dinge, die auf diesem Weg ausgesprochen werden sollten?
  • Welche Hoffnungen und Wünsche haben Sie für Ihre Familie? Gibt es eine Empfehlung oder eine Lebensweisheit, die Sie gerne weitergeben möchten?

(In Anlehnung an: H. M. Chochinov: „Dignity Therapy“, 2005.)