Vorgespräch

Vor der Aufnahme laden wir jeden Patienten zu einem Vorgespräch ein, zu dem er die zuvor ausgehändigten Unterlagen mitbringt. Ein Anamnesebogen dient der Gesprächsvorbereitung. Darin sind wichtige, biografische Daten, Erkrankungen und bisherige Behandlungsansätze vermerkt. Hierbei ist es auch wichtig zu reflektieren, was bisher geholfen hat und was nicht förderlich war.

Darüber hinaus erhält der Patient vorab Screening-Fragebögen zur Erfassung der Leidensausprägung. Im Rahmen des Vorgesprächs kann er schließlich die Räumlichkeiten der Tagesklinik besichtigen. Wir prüfen die Indikation zur Aufnahme und besprechen erste Therapieziele, Aufnahmezeitpunkt und Länge des Aufenthaltes. Die stationären/teilstationären Behandlungen dauern durchschnittlich drei bis vier Wochen.

Für das Vorgespräch ist eine Einweisung vom Haus- oder Facharzt notwendig. 

Aufnahmephase

Nach der Ankunft auf der Station schätzen wir in einer ärztlichen Anamnese die körperlichen Erkrankungen ein. Darüber hinaus veranlassen wir die weitere Diagnostik und besprechen den ärztlichen Behandlungsplan mit dem Patienten. Dieser beinhaltet auch die medikamentösen Therapien sowie die weiteren Therapieoptionen. In der psychotherapeutischen Anamnese identifizieren wir individuelle Belastungsfaktoren, definieren Ziele und entwerfen zusammen mit dem Patienten einen individuellen Therapieplan.

In einer multidisziplinären Konferenz tragen wir alle bis dahin erhobenen Erkenntnisse aus den ärztlichen, psychotherapeutischen, pflegerischen, physiotherapeutischen sowie spezialtherapeutischen Kontakten (Kreativ-, Ergotherapeuten sowie Sozialpädagogen) zusammen und besprechen einen Gesamtbehandlungsplan. Unterstützt wird die diagnostische Einschätzung der Erkrankungen sowie der arbeitsbezogenen Störungen durch den Einsatz entsprechender Fragebögen.

Behandlungsphase

Für unser Konzept sind sowohl multimodale gruppen- als auch einzeltherapeutische Behandlungen wichtig. Der zugrundeliegende Therapieplan besteht aus mehreren Elementen. Bei der Aufnahme besprechen wir mit dem Patienten den Therapieplan, den wir im Verlauf individuell an die Bedürfnisse anpassen. Im Therapieplan legen wir fest, an welchen Gruppen– und Einzelangeboten der Patient teilnimmt. Seine Teilnahme an den betreffenden Veranstaltungen dokumentiert jeder Patient autonom. Veränderungswünsche bespricht er mit dem Bezugstherapeuten.

Der Patient erhält einen Ordner, der ihn während des ganzen Aufenthaltes begleitet. Darin legt er seine eigenen Aufzeichnungen aus der Einzelpsychotherapie oder auch seine Hausaufgaben ab. Somit weiß er immer, an was gerade gearbeitet wird und was seine aktiven Aufgaben sind. Darüber hinaus enthält der Patientenordner allgemeine Informationen zum Aufenthalt wie den Stationsleitfaden, den Therapieplan und Evaluationsbögen zu Beginn und am Ende des Aufenthaltes. Dazu zählen zum Beispiel Health49, Wochenplan, Sporttagebuch, Psychoedukationsdokumente und Anweisungen für Entspannungsverfahren. Auch andere Unterlagen, die der Patient während seines Aufenthaltes erhält, kann er in dem Ordner aufbewahren. Der Ordner ist ein wichtiges Arbeitsinstrument während der Behandlung und kann auch nach der Behandlung langfristig als Nachschlagewerk eingesetzt werden.

Morgenrunde

Mit dieser Gruppe beginnt das therapeutische Programm an jedem Tag. Es dient dazu, in der Tagesklinik anzukommen und sich auf die Behandlungssituation einzustellen. Es wird die Befindlichkeit abgefragt sowie die Umsetzung der Ziele, die der einzelne Patient in der Abendrunde benannt hatte. Falls die Umsetzung der Ziele nicht erreicht werden konnte, kann erhoben werden, welche Hindernisse aufgetreten waren. Dies kann in der Abendrunde nochmals aufgegriffen werden.

Abschlussrunde

Hier wird der Tag reflektiert: Was wurde als positiv erlebt? wo gibt es Nachbesserungs- beziehungsweise Veränderungsbedarf? Es werden Ziele für den Abend besprochen sowie mögliche Schwierigkeiten angesprochen. Dies dient der Bewusstmachung von Zielen, Problemen und ganz allgemein der Motivationsbildung.

Wochenabschlussgruppe

In dieser Gruppe wird besprochen, welche Wochenziele erreicht und welche nicht erreicht wurden. Dies dient der Bewusstmachung der Zusammenhänge über eine Woche hinweg. Besonders wichtig ist die Planung der Ziele für das Wochenende und für die folgende Woche. Es findet ein Austausch darüber statt, was jeder einzelne Patient braucht, um seine Ziele zu erreichen.

Evaluationsgruppe

In dieser Gruppe werden Ziele und deren Wichtigkeit evaluiert. Es wird Hilfestellung in der Priorisierung und Bewertung von Zielen gegeben. Ängste, Befindlichkeiten aber auch körperliche Symptomatiken wie zum Beispiel Schmerzen oder Übelkeit werden eingeschätzt und in einen kontextuellen Zusammenhang gebracht. Hierbei können Patienten wieder lernen, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden sowie Symptome im Zusammenhang zu sehen.

Psychoedukationsgruppe

Folgende Themen werden in diesen Gruppen behandelt: Angst, Depression, Traumatisierungen, Ernährung, Stress, präventive Gesundheit, Sport, Entspannung, Medikamente und Emotionen. Hierbei wird der Fokus auf die verständliche Darstellung wichtiger und auch neurobiologischer Zusammenhänge gelegt um ein tieferes Verständnis für die einzelnen Themen zu erreichen. Dies trägt zu einer Motivationssteigerung bezüglich der Umsetzung wichtiger Themen bei.

Problemlösegruppe

Bei diesem Gruppenansatz geht es darum, individuelle Probleme in der Gruppe zu besprechen und gemeinsam Lösungsansätze zu erarbeiten. Hierzu wird in einer zieloffenen Gruppe mit einer strukturierten Vorgehensweise der Problemlöseprozess nach Grawe eingeführt. Dieser beinhaltet sämtliche Schritte von einer genauen Beschreibung des Ist-Zustandes bis hin zur Lösungserprobung. Durch die Hilfe bei der Strukturierung der Probleme, der Repetition und der Reflektion des Erfolgs im Umgang mit alternativen Verhaltensweisen ist es Ziel der Gruppe, die Problemlösefähigkeiten der Teilnehmer zu verbessern.

Interaktionelle Gruppentherapie

Ausgehend von einem Modell des Auslösens psychischer Krisen durch dysfunktionale Beziehungen in der Familie, am Arbeitsplatz oder zu wichtigen Bezugsgruppen soll es in der Gruppe vor allem darum gehen, Beziehungs- und Interaktionsmuster der Teilnehmer zu reflektieren. Diesbezügliche Erwartungen, Ängste und Vermeidungen werden in der Gruppe sicht- und erlebbar. Ziel ist es, innerhalb eines haltgebenden, stützenden Rahmens diese dysfunktionalen Muster wahrnehmen zu lernen und durch korrigierende emotionale Erfahrungen zu ersetzen. Dazu wird in diesem Zusammenhang auf die Auseinandersetzung mit Schwierigkeiten und Probleme innerhalb der Gruppe fokussiert und im gemeinsamen Kontakt an einer aktiven Änderung gearbeitet.

Achtsamkeits- und Genussgruppe

Die Achtsamkeitsübungen sind im therapeutischen Gesamtkonzept eingebettet. Bei fast allen psychischen Störungen, Grübelkreisläufen, dysfunktionalen Gedanken, Sorgen und Ängsten sowie dem Haften an negativen Gedankenketten bieten Achtsamkeitsübungen eine Möglichkeit, diese automatisierten Wahrnehmungs- und Handlungsabläufe zu erkennen und Alternativen einzuüben. Die Schulung der Achtsamkeit fördert die bewusste Wahrnehmung von Gefühlen, Handlungen und Gedanken und verbessert damit Emotionsregulation sowie Stresstoleranz. Die Genussgruppe ist eine weitere Gelegenheit, sich auf Wahrnehmungsprozesse zu fokussieren und somit das Wahrnehmungsspektrum zu erweitern, um Gedanken und Emotionen zu beeinflussen.

Entspannungsverfahren

Diese Gruppe ist ein essenzieller Bestandteil des Therapieangebotes. Sie dient der besseren Wahrnehmung des eigenen Körpers, dem Kennenlernen von Unterschieden zwischen körperlicher Anspannung und Entspannung, Senkung des allgemeinen Erregungsniveaus sowie der Entwicklung alternativer Strategien im Umgang mit Angst- und Unruhezuständen. Besonders dient sie jedoch dazu zu lernen, weniger und langsamer zu denken und somit kognitive und emotionale Prozesse zu beeinflussen. Hierzu kommen mehrere Verfahren zur Anwendung: progressive Muskelentspannung nach Jakobsen, Atementspannung, sowie Entspannung mittels Klangschalen.

Musikgruppe

Musik ist als allgemeines Prinzip der Gehirnbeeinflussung von großer Bedeutung. Viele Menschen nutzen Musik als Skill, um kognitive und emotionale Mechanismen zu beeinflussen. Positive musikalische Erfahrungen wirken sich direkt auf Gehirnprozesse aus. Sie wirken emotionsregulierend und somit auf psychosomatische Parameter wie kardiovaskuläre Prozesse und Immunprozesse ein. In dieser Gruppe stehen eigene emotionsbeeinflussende musikalische Erfahrungen im Vordergrund.

Skillsgruppe

Als Skill bezeichnet man eine Fertigkeit oder Fähigkeit, sich in einer Spannungssituation durch das Einsetzen geeigneter Mittel abzulenken und damit Krisen abzufangen. Für Menschen, die unter hohen Spannungszuständen leiden, sind Skills Hilfsmittel, um die Anspannung wieder auf ein normales Maß zu senken. Je nach Spannungszustand können unterschiedliche Fertigkeiten zum Einsatz kommen. Das Ziel des Skilltrainings ist das Erlernen und die Verbesserung dieser Fertigkeiten.

Fantasiereise

In geleiteten Fantasiereisen geht es darum, innere Prozesse zu aktivieren. Sie dienen der Bewusstmachung von Aspekten der eigenen Entwicklungsgeschichte, der Sensibilisierung für innerseelische Vorgänge (zum Beispiel Vorstellungen und Gefühle) und der Wahrnehmung eigener Fähigkeiten und Stärken. Außerdem eröffnen sie neue Möglichkeiten, Probleme effektiver zu lösen und allgemeine Lebensaufgaben leichter zu bewältigen, und fördern Entspannung und Stressreduktion. In dieser Gruppe kommt es häufig zu tiefen Erfahrungen, die in der Gruppe oder auch oftmals in Einzelgesprächen nachbearbeitet werden und Entwicklungsschritte bedeuten können.

Soziales Kompetenztraining

Ziel des Trainings ist es, grundlegende Fertigkeiten für den Umgang mit anderen Menschen zu erlernen beziehungsweise zu verbessern. Es werden Unterschiede zwischen selbstsicherem und selbstunsicherem beziehungsweise aggressivem Verhalten aufgezeigt. Außerdem soll das Training selbstsichere, nonverbale Verhaltensweisen (z.B. Blickkontakt, Körperhaltung, Mimik, Gestik, Sprachfluss, Lautstärke) stärken. Darüber hinaus dient es dazu, das Annehmen und Geben von Rückmeldungen zum Verhalten und Erleben im Kontakt mit anderen Menschen sowie auch das angemessene Mitteilen eigener Wünsche und Grenzen einzuüben. In dem Training werden zum einen Informationen vermittelt, und zum anderen praktische Übungen durchgeführt. Die Patienten erhalten die Möglichkeit, sicheres Auftreten in kurzen Rollenspielen auszuprobieren und zu verbessern.

Kreativgruppe/Therapeutisches Malen

Gestaltung bedeutet: etwas in Form bringen, etwas ausdrücken. Gerade psychosomatisch erkrankte Menschen bedürfen oftmals besonderer Ermutigung und Anleitung, ihre Aufmerksamkeit wenigstens zeitweise von ihren Symptombeschwerden fort- und bewusst auf eine schöpferische Tätigkeit hinzulenken. Im Unterschied zu verbreiteten Gewohnheiten, unangenehme Empfindungen entweder durch Konsum zu betäuben und/oder sich abzulenken, helfen kreative Tätigkeiten wie Malen und Modellieren, aber auch Spaziergänge, sich spielerisch und gleichzeitig bewusst mit einer Materie (wie zum Beispiel Ton, Gips, Fingerfarben, Umwelt) oder einem Thema auseinanderzusetzen. Ziel ist das Kennenlernen alternativer Ausdrucksmöglichkeiten zu Schreiben und Sprechen, Stimulieren von Sinneswahrnehmung (ästhetisches Empfinden, Farbenerleben, taktiles Wahrnehmen), Übung von Aufmerksamkeit, Konzentration und Willen, sowie die Anregung, schöpferische Tätigkeiten in die eigene Zeitstrukturierung einzubauen.

Bewegung, Laufen, Fitness

Körperliche Aktivität und Ausdauer-Schulung sind Grundprinzipien eines gesunden, ausgeglichenen Lebens. Durch Bewegungsmangel und sitzende Tätigkeiten, gepaart mit dauerhafter Anspannung der Muskulatur bei psychosomatischen Erkrankungen, sind Muskelgruppen nicht mehr in der Balance. Langfristig trägt dies zu vermehrten Schmerzsymptomen bei. Durch die fehlende Bewegung im Alltag fängt das Gehirn bei psychischer Belastung an, vermehrt auf den Körper zu achten. Somatisierungen beginnen, die Anspannung steigt und es stellen sich Konzentrationsstörungen ein.

Physiotherapie mit Krafttraining, Laufgruppe, Nordic Walking, sowie bei Bedarf auch Einzelphysiotherapie sollen zu einer Veränderung der muskulären Dysbalance führen. Hierbei ist das Erlernen einer normaleren Wahrnehmung des Körpers wichtig. Im Trainingsraum der physikalischen Abteilung haben die Patienten die Möglichkeit, unter physiotherapeutischer Anleitung Kraft- und Beweglichkeitstraining durchzuführen. In den bewegungsorientierten Gruppen werden Beweglichkeit und Ausdauer trainiert. Hierzu nutzen wir zum Beispiel den nahegelegenen Stadtpark beziehungsweise Laufstrecken im Wald.

Akupunktur

Durch eine sehr erfahrene Ärztin mit einer entsprechenden Weiterbildung können Behandlungen im Bereich Akupunktur durchgeführt werden. Akupunktur kann je nach Beschwerden bei den verschiedensten Indikationen eingesetzt werden. So kann Akupunktur zum Beispiel bei chronischen Schmerzen, Kopfschmerzen, Tinnitus, Zigarettenentwöhnung, gastrointestinalen Störungen, muskuloskeletalen Erkrankungen aber auch bei Depression, Angst sowie PTBS eingesetzt werden. Durch diese Behandlung können beruhigende Effekte auf vegetativer Ebene erzielt werden.

Lichttherapie

Die Lichttherapie als wissenschaftlich anerkanntes Verfahren kann vor allem bei der saisonal bedingten Depression in der ersten Tageshälfte angewendet werden. Hierzu steht eine Lichtwand zur Verfügung.

Biofeedback

Biofeedback ist eine wissenschaftlich anerkannte Methode und ein Lernprozess, durch den die willentliche Kontrolle über sonst unbewusst ablaufende Körperfunktionen erlernt werden kann. Diese Körperfunktionen stehen in Zusammenhang mit verschiedenen Krankheitsbildern und Beschwerden. Ihre bewusste Beeinflussung mittels Biofeedback hilft, Beschwerden und fehlerhafte vegetative Aktivierungen zu verändern.

Diese Behandlung wird nach Indikationsstellung individuell durchgeführt. Ziel ist die Förderung der Selbstwahrnehmung der eigenen Körpervorgänge sowie das Erlernen, eigene körperliche Prozesse zu beeinflussen. Hierdurch wird gezeigt, wie der Körper durch Veränderung von Herzfrequenz, Atmung, Muskelspannung, Fingertemperatur und Hautleitwert auf Stress, Angst oder Freude reagiert. Dies ermöglicht ein tiefes Verständnis für Reaktionsweisen und Handlungsmuster und kann den Weg aus der Hilflosigkeit gegenüber Krankheit und Beschwerden ebnen. So wird der Patient vom passiven Empfänger zum aktiv Handelnden.

Entlassphase

Die Entlassphase beginnt meistens schon eine Woche vor dem Entlasstermin. In den einzeltherapeutischen und ärztlichen Gesprächen thematisieren wir die individuellen Aspekte für die Entlassung, die noch anzugehen sind. Hierzu gehört auch die Kontaktaufnahme zum Hausarzt bezüglich der weiterzuführenden Medikation oder einer eventuellen Krankschreibung. Besondere Bedeutung messen wir der Weiterführung der Verhaltensänderungen nach der Entlassung bei. Anhand einer Checkliste überprüfen wir wöchentlich die Entlassfähigkeit.

Nachbetreuung

Eine Nachbetreuung kann bis zu zwei Wochen nach einer stationären/teilstationären Behandlung erfolgen. Hierbei liegt der Fokus auf den zuvor erlernten Verhaltensänderungen und deren Umsetzung im Alltag. Bei Bedarf geben wir Hilfestellungen für den häuslichen und beruflichen Kontext.